Inspiriert vom Alternativen Nobelpreisträger Seikatsu-Club Consumer Cooperative gründeten wir 2006 den Verein NEST (Network for Ecological and Social Trade). Jeder Euro, der im NEST zum Einkaufen ausgegeben wird, soll eine positive Auswirkung auf Menschen und die Natur haben – das ist unser Handlungsleitsatz.
Nur biologische, regionale und fair bezahlte Waren, vorwiegend Lebensmittel, wechseln über den Ladentisch die Seiten. Nachdem Nestlé, der weltgrößte Lebensmittelkonzern, im Namen NEST eine Verwechselungsgefahr gesehen hatte, wechselten wir die letzten beiden Buchstaben des Namens aus und besannen uns auf unser Kernanliegen. Als Ergebnis kam die Kurzform „NETs.werk – Nachhaltig leben“ heraus.
Fehler im Wirtschaftssystem
Unsere Erfahrungen als Unternehmer lassen sich kurz so darstellen: Unser Wirtschaftssystem hat 2 grundlegende Konstruktionsfehler:
Systemfehler 1: Preise liefern falsche Entscheidungsinformationen und es gibt einen Anreiz zu schädigendem Verhalten durch Kostendrücken. Schädigendes, kostensparendes Verhalten gegen Mensch und Natur wird durch den Markt belohnt. Der globale Wettbewerb nivelliert nach unten.
Systemfehler 2: das Schuldgeldsystem: A) Geld wird als Schuldgeld aus dem Nichts erzeugt und gegeben, wofür B) Zinsen entrichtet werden müssen, C) die Zinsen führen zu einem exponentiellem Wachstum und Umverteilung von Arm zu Reich und D) Geld ist zur Ware geworden und zusätzlich durch Finanzderivate wertunbeständig und instabil geworden.
Wie können diese Fehler beseitigt werden?
Statt auf TINA (There Is No Alternative) hören wir auf die größere Schwester TAMA (There Are Many Alternatives). Zurzeit arbeiten wir an folgenden Lösungen:
Schlüssel 1: Nachhaltigkeitsbewertung von Produkten und Dienstleistungen: Aufbauend auf den Erfahrungen mit der Gemeinwohlbewertung machen wir eine transparente Nachhaltigkeitsbewertung von Produkten, Dienstleistungen und Unternehmen. Je nach Bewertungsergebnis ist in einer komplementären Währung ein Nachhaltigkeitsausgleich, vorwiegend an die Gemeinde, zu zahlen. So verteuert sich Schädigendes, Lebensförderliches verbilligt sich. Produkte und Dienstleistungen werden hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Lebensqualität und auf unsere natürlichen Lebensgrundlagen gekennzeichnet und liefern zusammen mit dem neuen Preis eine handlungsleitende Information Richtung Nachhaltiger Entwicklung. Wir kaufen und entwickeln Produkte nach dem Grundsatz „je besser für die Natur, je besser für den anderen, desto besser für uns“. – Ein Produkt würde beispielsweise bei einem Nachhaltigkeitswert von +2 (auf einer Skala von -3 bis +3) 3,08 € + 0,06 h (Stunde) bzw. 3,70 € kosten. Bei einem Nachhaltigkeitswert von -2 wäre als Nachhaltigkeitsausgleich 3,08 € + 0,25 h bzw. 5,54 € zu zahlen.
Schlüssel 2: Gemeinschaftliches Geldsystem: Durch eine nicht Zins- und Schuldbasierte sondern gemeinschaftliche leistungsgedeckte Komplementärwährung mit der Recheneinheit Zeit (bzw. Stunde) wird eine wertstabile Währung aufgebaut und ein Grundeinkommen finanziert. Zusätzlich wird eine Schenkwirtschaft eingerichtet, um freie Ressourcen einander zur Verfügung stellen zu können. Schenken, wo möglich; tauschen, kaufen/verkaufen, wo nötig. Damit jedeR tun kann, was er/sie gerne tun möchte. Grundeinkommen über gemeinschaftliches Geld, Grundversorgung, Nachhaltigkeitsbewertung von Produkten und Dienstleistungen und Schenkwirtschaft entkoppeln vom Wachstumszwang und fördern Forschung und Entwicklung Richtung Erhöhung der Lebensqualität und dem Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen. All dies und manches mehr ist zur Zeit in Umsetzung. Ab 9. Januar 2012 kann man sich über den Projektstand und Beteiligungsmöglichkeiten informieren auf http://nachhaltig.netswerk.at.
Gerhard Zwingler, Steyr, am 13.12.2011 – www.netswerk.at