Oft sind es seltsame Kettenreaktionen, wie Dinge zustande kommen. Bei einem Vortrag von Georg Sieböck, dem Weltenwanderer, nahm ich mir einen „brennstoff“ mit nach Hause, eine sehr kritische, gut gemachte Zeitschrift, die ich sofort abonnierte.
Darin entdeckte ich ein Foto von einem Mann, der 50 Vorschläge macht, die Welt zu verbessern und von einem Baum hing.
Äußerst sympathisch! Also nahm ich Kontakt auf, da ich gerade unseren ersten Lehrgang für Zukunftskompetenzen konzipierte und Kamingesprächspartner integrieren wollte, die wirklich was zu sagen haben.
Christian Felber sagte zu.
Im Kamingespräch mit teils hartgesottenen Betriebswirtschaftlern ging es dann auch ziemlich heiß her… doch diese neue Denkweise faszinierte mich, gab sie doch konkrete Handlungsmöglichkeiten und einige Erklärungen zur Geldwirtschaft ab.
Nicht viel später erhielten wir die Nachricht, dass das Buch „Die Gemeinwohlökonomie“ erscheinen wird und – falls uns dieses Modell zusagt – wir hier zu den Erstunterzeichnern zählen würden.
Ich las mir das Modell durch und fand Gefallen daran – und was für ein Zufall! – wir hatten soeben einen Open Space Kongress „Zukunftskraft: Nachhaltigkeit“ veranstaltet, wo all diese Themen in einem gleichnamigen Buch zur Sprache kommen sollten. Wir interviewten C. Felber und unterzeichneten.
Nach Erscheinen des Buches holten wir Christian Felber zu einer Buchpräsentation nach Kärnten, die 120 Besucher anzog und propagierten das Thema, wo wir konnten.
Warum?
Weil ich Mutter bin! meine Kinder auch noch eine intakte Umwelt brauchen und ich als Unternehmerin (Selbst)Verantwortung trage! Das Klagen und Rufen nach einer besseren Politik und Wirtschaft bringt gar nichts, wenn der einzelne nichts dazu tut – und zwar ganz konkret in seinem eigenen Umfeld, mit eigenen Taten – tagtäglich.
Die folgende GW-Bilanzierung setzte ihre Seziermesser an, doch wir schlugen uns wacker in den wiederkehrenden Prüfungen und „Tiefenbohrungen“ des Auditors. Dachte ich, dass wir ohnehin schon „so gut“ unterwegs sind, gab es immer noch „Potenzial“! Dann war es dennoch geschafft, 637 Punkte!
Aber es gibt noch genügend zu verbessern.
Wo liegt die Zukunft begraben?
…in uns selbst.
Und wo noch?
…in unseren Kindern!
Also heißt es dort ansetzen.
Als Institut für Weiterbildung und Bewusstwerdung setzen wir sowohl in Schulen, in Ausbildungen als auch bei Veranstaltungen an, die Inhalte der GWÖ zu transportieren. In innerbetrieblichen Abläufen versuchen wir so „gemeinwohlig“ wie nur möglich zu agieren. Vom Papierkauf bis zur Ernährung und hatten das Glück, schon viel davon umgesetzt zu haben.
Ich sehe die Gemeinwohlbilanz tatsächlich als zukünftiges „Überlebenskriterium“. Denn wäre ich jetzt ca. 16 Jahre alt und müsste all die Dummheit, Profitgier und Feigheit in der Welt mitansehen, würde ich, sobald ich die Möglichkeit hätte, zum Schutze meines eigenen Überlebens Ausschließungskriterien für Unternehmen entwickeln und diese strengstens überwachen.
Die Zukunft unserer nächsten Wirtschaftsgeneration kann nur in diese Richtung gehen, denn sonst würde sie sich selbst in Frage stellen.
In der Wirtschaft bemerken wir einen Wechsel von einem „horizontalen“ zu einem „vertikalen Wachstum“. Das bedeutet, nicht „Mehr vom Gleichen“, sondern „Tiefe im Selben“. Allein die Themen Energie und Bildung bergen ein unendliches Potenzial an „vertikalem Wachstum“, das weg von bisherigem Monopolismus und Abhängigkeit hin zu einer Diversität an innovativen, individuellen Lösungen geht. Doch dazu ist eine radikale Innovation unseres Denkens notwendig. Das „Wirtschaftswachstum“ verlagert sich zu einem „persönlichen Wachstum“ in uns selbst. Eine höhere Bewusstseinsqualität bewirkt die Veränderung am Markt. Die Kundenbeziehung wird eine engere und direktere, woraus mehr und mehr Verantwortung auf beiden Seiten erwachsen wird.
Es gibt unzählige Bereiche, in die unsere Wirtschaft hineinwachsen kann, ohne sich in der üblichen Wirtschaftswachstumsspirale weiter zu drehen. Ich denke, es gibt genügend Studien und Argumentationen, die eine neue Umverteilung von Ressourcen und Zahlungsmittel rechtfertigen. Doch abgesehen von intellektuellen Analysen, sagt uns der gesunde Hausverstand, was richtig wäre.
Umso mehr bin ich fassungslos über die Ignoranz und Schönfärberei, die mir immer noch begegnet. Aber in meiner Rolle u.a. als Coach und Therapeutin habe ich leider die Erfahrung machen müssen, dass es immer erst todernst werden muss, bevor Menschen etwas ändern.
Ich möchte nicht solange warten – ich möchte etwas tun. Und die Gemeinwohlbilanz ist derzeit ein geeignetes Mittel. Wir konnten schon viele Unternehmen durch unser Tun anstecken und begeistern und ich hoffe, es kommen mehr und mehr dazu, bis es ein selbstverständliches Unternehmenskriterium ist.
>>weiteres siehe auf unserem Gemeinwohlbericht unter www.zukunftskompetenzen.at
[…] im Blog Postwachstum am 23. 12. […]