Rezensionen

„Wirtschaft ohne Wachstum?!“ – Lesenswertes Buch zur Einführung in die Postwachstums-Debatte erschienen

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Krisen – na und? Während sich einer aktuellen EMNID-Umfrage zufolge acht von zehn BundesbürgerInnen angesichts der europaweiten Wirtschafts- und Finanzkrisen eine neue Wirtschaftsordnung wünschen, sind sich BürgerInnen wie ExpertInnen über den Weg und die Art uneins. Der reflexartigen Forderung nach Abhilfe durch mehr „Wachstum!“ (Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué) steht das Konzept einer Postwachstumsgesellschaft (PD Dr. Irmi Seidl und Prof. Dr. Angelika Zahrnt) gegenüber.

Dieses fußt u.a. auf der Feststellung, dass „immer mehr nicht genug [sei]“ (Petra Pinzler) und eine „Befreiung vom Überfluss!“ (apl. Prof. Dr. Niko Paech) erforderlich sei, um eine krisenfestere Postwachstumsökonomie zu realisieren.

Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Wirtschaft ohne Wachstum?!“ an der Universität Freiburg wurde von Studierenden der Umwelt- und Naturwissenschaften nun ein Aufsatzband zur Einführung in die aktuellen Debatten um Wirtschaftswachstum und Alternativen zum Wachstumsparadigma realisiert, das sich sowohl an EinsteigerInnen als auch Fortgeschrittene richtet.

In diesem wird die These begründet und vertreten, dass – angesichts ökologischer, sozialer und ökonomischer Krisen – ein wirtschaftliches Wachstum, welches die Tragfähigkeit ökosystemarer Grenzen überschreitet, weder eine zukunftsfähige Option, noch eine erstrebenswerte Entwicklungsrichtung darstellt. Zur langfristigen Sicherung von Wohlstand und Lebensqualität, erscheint vielmehr eine Wachstumswende notwendig, weg von der Fokussierung auf Wirtschaftswachstum und hin zur Entwicklung sozial wie ökologisch tragfähiger Wirtschaftsweisen und Lebensstile.

Von ausgewählten AutorInnen werden dazu auf theoretischer Ebene – speziell in den Bereichen Geld, Zins, Arbeit und Psychologie – die Ursachen und Zwänge des Wachstumsparadigmas dargelegt. Neben dieser ausführlichen Problembeschreibung, kommen in den gleichen Bereichen auch AutorInnen zu Wort, welche an theoretisch fundierten wie praktisch anwendbaren Alternativen und Visionen einer Wachstumswende arbeiten. Um aufzuzeigen, dass diese Ansätze bereits vielfach erfolgreich umgesetzt werden, wurden zusätzlich mit etlichen wichtigen Akteuren aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur und Grasswurzel-Initiativen – die sich durch ihre wissenschaftliche oder praktische Arbeit für einen sozial-ökologischen Wandel engagieren – vertiefende Interviews geführt.

Das hier erhältliche Buch (Download kostenlos, Printausgabe 12 € Druckkostengebühr) ist im April 2012 erschienen und erhielt bundesweit bereits sehr positive Rezensionen, zuletzt in der WDR-Sendung Politikum.

Als Mitherausgeber freue ich mich über Feedback und Anregungen.


Boris Woynowski, Jahrgang 1984, studierte Forst- und Umweltwissenschaften in Freiburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Nachhaltigkeitskommunikation, Umweltbildung, Change Management, Postwachstumsökonomie, Transition-Forschung und Onlinekommunikation. Er ist Beisitzender im Vorstand des Fördervereins Wachstumswende und Herausgeber des Buches "Wirtschaft ohne Wachstum?! Notwendigkeit und Ansätze einer Wachstumswende", das im Rahmen einer Lehrveranstaltung des Instituts für Forstökonomie an der Universität Freiburg zusammen mit Studierenden realisiert wurde.

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