Neues aus der Wissenschaft

Ist eine Suffizienz der Investoren denkbar?

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Eine genügsame Gesellschaft braucht weniger Ressourcen. So erhoffen sich viele von mehr Suffizienz wie vom Sharing ebenso eine Entkopplung der Ressourcenverbräuche vom Zuwachs an Wohlstand. Doch ohne Forderung nach einer Genügsamkeit der Investoren schützt eine zivilgesellschaftlich ausgerichtete Suffizienzpolitik deren Handlungssphäre.
Eine suffiziente Gesellschaft außerhalb der Betriebsgelände stört den betrieblichen Leistungsverkehr unter Geschäftskunden weniger und liegt damit in deren Interesse. Geringere gesellschaftliche Ressourcenverbräuche ermöglichen neues Wachstum in neuen Geschäftsfeldern und Märkten, da die dort benötigten Ressourcen dadurch freigesetzt werden („B2B-Rebound-Effekt“).

Der Investor – der lachende Dritte

Die einen Menschen verzichten zwar zugunsten der anderen. Der lachende Dritte bleibt der Investor und dessen renditeorientierten Wachstumsvisionen. So vollzogen wirkt Suffizienzpolitik prozyklisch, wenn sie sich nicht zugleich limitierend auf den globalen Ressourcenverbrauch zugunsten künftiger Generationen einwirkt und eine optimale Haltbarkeit und die konsequente Kreislaufführung aller Ressourcen zur Leistungserstellung durchsetzt. Zwar kann Suffizienz eine Antwort auf Anforderungen für mehr globale Verteilungsgerechtigkeit sein. Doch das prozyklische Wachstumsmodell mit seinen Schadfolgen wird dies kaum bremsen können. Dies scheint auch ohne Weltregierung illusorisch und eine nationale Suffizienzpolitik würde somit wirkungslos bleiben.

Viele, die vom Wachstum reden, adressieren damit die prozyklisch wuchernden Prozesse, deren Schadfolgen dann oft nicht den direkt verantwortlichen Entscheidungsträgern moralisch, ethisch, rechtlich und nicht nur monetär zugerechnet werden. Die berechtigte Kritik an der ökonomisch getriebenen Wachstumseuphorie kaschiert so die Adressierung von Verantwortlichkeit zu deren Gunsten.

Die werdende Kreislaufgesellschaft

Statt von Kreislaufwirtschaft ist von Kreislaufgesellschaft zu sprechen. Es geht in der Lösungssuche für verbesserte Entwicklungen stets um von der Gesellschaft her gedachten Entscheidungsnotwendigkeiten für ein wirksames Handeln zugunsten einer gemeinwohlorientierten Kreislauforientierung. Es geht global um faire Verteilung, Verdrängung schädigenden Handelns und Demokratisierung von Macht zugunsten einer am Gemeinwohl orientierten Utopieverwirklichung, an der alle Menschen gleichberechtigt teilhaben und teilnehmen können. Wirtschaft liefert letztlich nur die dafür Güter und Dienstleistungen, gemäß den Anforderungen der Kreislaufgesellschaft.

Die werdende Kreislaufgesellschaft nimmt dies bereits zum Fokus und ist an immer mehr Orten in zahllosen Initiativen mit innovativer Vielfalt im Entstehen. Ihr Wachstum ist geprägt von Wechselwirkung, Werden, Emergenz und Entropie. Historisch war sie stets Teil zivilisatorischer Entwicklung und hat heute die Chance, den zivilisatorischen Entwicklungsprozess maßgeblich zu bestimmen. Notwendig ist dafür, dass das Zielsystem der Wirtschaft wieder als Teil der Gesellschaft in deren nachhaltige Zielhierachie eingeordnet wird und nicht wie bisher umgekehrt die Gesellschaft als Akteur wirtschaftlicher Prozesse adressiert wird. Die sich daraus ergebenden zirkulären Marktentwicklungspotentiale werden im vierten Teil der Artikelreihe beschrieben.

Stefan Schridde ist Initiator und Vorstand von MURKS? NEIN DANKE! e.V . (http://www.murks-nein-danke.de/blog), einer bürgerschaftlichen Organisation für nachhaltige Produktqualität und gegen geplante Obsoleszenz. Er arbeitet freiberuflich als Dozent, Coach und Berater für Stadt- und Regionalentwicklung, Business Development, Projektmanagement, Personalentwicklung, Qualitätsmanagement und Social Media. Er ist zudem geschäftsführender Gesellschafter der ARGE REGIO Stadt- und Regionalentwicklung GmbH.

2 Kommentare

  1. Ralf Philipp Stern sagt am 14. August 2016

    Push. So klar so logisch. Jetzt weiß ich die Luecke zu schließen warum jetzt schlimme Verursacher so auf Konsumentenaenderungvaus sind. Damit Sie noch weitere Ressourcenbereiche mit Produkten erschließen können.
    Wenn das stimmt, dann sind welche noch perfider als gedacht. Ist da aber nicht ein Haken bei Deiner Logik? Da ja Verbraeuche stark gesenkt werden sollen? Wie sollen die Machthaberkonzerne daraus/darein neue Produkte erschaffen können?

    • Stefan Schridde sagt am 15. November 2016

      So werden neue Produkte in neuen Märkten möglich, die aufgrund der absolut knappen Verfügbarkeit der Ressourcen sonst nicht erschlossen werden könnten. Nutzenintensivierung schafft so eine höhere Rendite bei sonst gleichem Input, der zudem durch nachträglich Reduktion der Qualität kostenseitig reduziert werden kann. Zuerst hohe Qualität zur Durchsetzung hoher Nutzungsraten, dann unmerkliches Absenken der Qualität bei Anhebung der Markenidentität und Nutzerbindung in Nutzercommunities und Aufrechterhalten des Preisniveaus.

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