„Transformation“ ist inzwischen zu einem viel benutzten politischen Begriff geworden und die Forderung nach einer Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft ist weitgehender Konsens – ebenso, dass Wissenschaft hierbei eine zentrale Rolle zukommen wird. Aber wie soll eine „Wissenschaft für den Wandel“ aussehen, wie sehr muss sie sich selbst wandeln?
Das ist die Frage, die sich Jan Freihardt und Katharina Ebinger gestellt haben und für die sie eine Buchidee entwickelt haben, die jungen Menschen den Einstieg in die Diskussion um transformative Wissenschaft erleichtern soll. Mit dieser Idee haben sie an einem Wettbewerb des Oekom-Verlags anlässlich des 30-jährigen Verlagsjubiläums teilgenommen – und gewonnen. Der Preis war die Publikation dieses Buches: „Draußen ist es anders“.
Das Buch selbst ist anders. An der konzeptionellen Entwicklung haben viele mitgearbeitet, es gab neue Feedbackformate und Beitragsformen, das Arbeiten mit dem Buch wurde bei der Arbeit an dem Buch gleich mitgedacht – mit einem hilfreichen ausführlichen Glossar und weiterführenden Literaturangaben zu den einzelnen Kapiteln, mit vielen Grafiken, Beispielen und Ausschnitten von Interviews, die über QR-Codes die ganzen Interviews zugänglich machen und mit denen auch ausführlichere Einblicke zu gewinnen sind, wo es Orte des Wandels in der Wissenschaft gibt. Das Buch ist eine interessante und gelungene Mischung von Print und Online.
Bei dieser Vielfalt von Elementen könnte die Gefahr bestehen, sich zu verlieren, aber die klare Gliederung und die grafische Gestaltung, der gut lesbare Fließtext und die Leitfragen am Anfang jedes Kapitels geben Struktur und Linie. Als Beispiel seien hier die Leitfragen zum Kapitel „Die Verantwortung der Wissenschaft“ aufgeführt: „ Warum ist die Wissenschaft mitverantwortlich für die Gestaltung der großen Transformation? Was ist eine transformative Wissenschaft? Wie kann Wissenschaft transformativ wirken? Was wird an den Ansätzen der transformativen Wissenschaft kritisiert?“ Oder die Fragen im Kapitel zur praktischen Umsetzung: „Warum ist Kommunikation so zentral für partizipative Wissenschaft? Welche Herausforderungen bringen partizipative Prozesse mit sich? Wie kann diesen begegnet werden? Welche Rolle spielen Reallabore für transformative Wissenschaft?“.
Das Anliegen des Autors ist es, Wissenschaft als Suche nach Wahrheit und neuem Wissen vorzustellen, die gegenwärtige Forschungslandschaft und ihre Probleme darzustellen und Wege aufzuzeigen, wie der nötige tief greifende gesellschaftliche Wandel im Zusammenwirken von Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und einer transformativen Wissenschaft, die sich als Teil des Wandlungsprozesses versteht, gelingen kann. Auch wenn das Buch sich vor allem an Studierende richtet, um ihnen einen Einstieg in die Diskussion um transformative Wissenschaft zu ermöglichen, so ist die Lektüre auch für diejenigen interessant (wie zum Beispiel für mich), die den Weg zu einer Transformationsforschung mit angestoßen und mit entwickelt haben. Aber vor allem sind dem Buch junge Leserinnen und Leser zu wünschen, die gleichermaßen Wissenschaft und gesellschaftlichen Wandel im Blick haben und verbinden – und aktiv zur Transformation beitragen wollen.
Jan Freihardt (2021): Draußen ist es anders – Auf neuen Wegen zu einer Wissenschaft für den Wandel. München: oekom Verlag.