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Warum Wachstum unverzichtbar ist

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Wenn wir Wachstum auf die Steigerung des Bruttoinlandsproduktes verkürzen, kann man immer wieder die Rufe nach einer Modifikation des Wohlstandsverständnisses hören, die in dieser Einordnung wohl auch für die meisten von uns nachvollziehbar sind. Ich verstehe Wachstum aber nicht allein auf den Aspekt der materiellen Wohlstandsmehrung fokussiert.

Zwar brauchen wir einen gewissen finanziellen Grundstock, um gesellschaftliche, solidarische und vor allem soziale Aufgaben auch der Daseinsvorsorge zu erfüllen, aber aus meiner Unternehmerbiographie und dem damit einhergehenden Verantwortungsverständnis heraus sehe ich Wachstum und Wohlstand immer im Zusammenhang mit der langfristigen Wirkung auf zukünftige Generationen sowie mit Blick auf den globalen Effekt nationaler, lokaler oder unternehmerischer Entscheidungen.

Was zur Zeit immer häufiger gefordert wird, ist für Unternehmer seit jeher selbstverständlich, nämlich, daß Wachstum und Wohlstand auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sein müssen, um das gesellschaftliche Zusammenleben und den langfristigen Bestand des eigenen Unternehmens sowie der natürlichen Ressourcen nicht zu gefährden. Für den gesellschaftlichen Frieden – national wie global – ist ein langfristig angelegtes und verantwortungsbewußtes Handeln notwendig. Neben der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit geht es deshalb im gesellschaftlichen Kontext auch um ökologische und soziale Aspekte. Wer nämlich Naturgüter verschwendet oder sich gegen Mitmenschen unfair verhält, beraubt sich letztlich seiner eigenen Grundlagen. Wer hingegen verantwortlich denkt und handelt, wird sich niemals dem Wachstum um jeden Preis unterordnen, aber der Gewinn eines Unternehmens ist Voraussetzung für unternehmerische Freiheit und Handlungsfähigkeit.

So funktioniert es auch auf die Gesamtgesellschaft übertragen, denn Wachstum ist letztlich für die Sicherung unserer Sozialsysteme gerade mit Blick auf den demographischen Wandel unverzichtbar. Zudem übernimmt ein Unternehmer durch langfristig ausgelegtes Handeln, das Wachstum einschließt, gesellschaftliche Verantwortung, weil er weiß, daß er vom Einsatz seiner Mitarbeiter sowie von gesellschaftlichen Voraussetzungen, die er selbst nicht schaffen kann, lebt.

Insofern ist es eine unternehmerische Pflicht, Gewinne zu machen, weil Wachstum die Grundlage für alles weitere bildet: für Investition, Arbeitsplätze und gesellschaftliches Engagement.

2 Kommentare

  1. ab.er sagt am 6. Juli 2012

    Sehr geehrte Frau Doett,

    ich finde, dass wir hier sehr deutlich Fortschritt, Sicherheit und Wachstum auseinanderhalten müssen. Mit Wachstum (des BIP) ist (nach meiner Meinung und (so empfinde ich es) nach allgemeinem Verständnis) einzig und allein wirtschaftliches, monetäres Wachstum gemeint. Fortschritt und Sicherheit kann! davon unabhängig sein.

    Und für mich deuten derzeit alle Anzeichen darauf hin, dass weiteres monetäres Wachstum aufgrund fehlender Rahmenbedingungen (unbegrenzte Verfügbarkeit von billigen Resourcen) schwierig bzw. gänzlich unmöglich wird. Und deshalb müssen wir alles daran setzen, dass Fortschritt und Sicherheit vom monetären Wachstum unabhängig werden.

    Wir leben hier in Deutschland in der glücklichen Lage, dass wir in der Lage sein müssten, die hiesige Bevölkerung mittels Bio-Landwirtschaft mit ausreichend Nahrung zu versorgen. Einfache (thermische) Solaranlagen können auf gut gedämmten Häusern für eine weitgehende Versorgung mit Wärme sorgen.

    Und wenn es dann halt nicht mehr für nachwachsende Treibstoffe für den jährlichen Flug nach Malle reicht, dann sollte das relativ egal sein.

  2. Es ist der Blick über den Tellerrand, der hier wieder einmal fehlt. Gerade UnternehmerInnen wäre der in verstärktem Maße zu wünschen, denn sie haben sehr wohl die Funktion tragender Säulen in unserer Gesellschaft.
    Es ist eine Binsenweisheit, dass Unternehmen zum Überleben höhere Einnahmen als Ausgaben haben müssen. Das gleichzusetzen mit der Erkenntnis, dass dauerhaftes Wachstum von Gewinnen erforderlich sei, um nachhaltig zu wirtschaften ist fatal.
    Die Kostenstruktur in den Unternehmen verschiebt sich, genau wie im restlichen gesellschaftlichen Leben bei Privathaushalten und dem Staat immer mehr. Immer höhere Ausgaben für Zinsen auf Fremdkapital führen zu „Einsparungen“ bei anderen Kosten im Unternehmen, zum Beispiel den Lohnkosten. Die Eigenkapitalverzinsung (sprich die Dividenden, die von der Höhe der Gewinne abhängen) stehen in direkter „Konkurrenz“ zu den marktüblichen Zinsen und den erzielbaren Renditen am internationalen Kapitalmarkt.
    Der Ruf nach dem Gewinn am Jahresende ist in zunehmendem Maße keiner, der vor allem dem Überleben des Unternehmens gilt, sondern dem Überleben des Geldsystems, in dem das „Verdienen“ von Geld mit Geld der alleinige Maßstab ist. Solange Unternehmer diesen Mechanismus durch devotes Verhalten unterstützen, statt ihn zu hinterfragen, laufen wir weiter im Hamsterrad eines Systems, das uns am Ende alle kaputt macht.
    Gerade christlichen UnternehmerInnen wäre diese Sicht zu wünschen, da ihr Tun ja auch noch auf einem Glauben gründet, der in diesen Fragen Unmissverständliches niedergeschrieben hat. Doch auch bei der Interpretation dieser Bibelstellen (zum Zinsverbot) wird die weitaus größere Kraft in das Umdeuten gesteckt, damit ein Erhalt des Wachstums, wie es das Geldsystem fordert, gewährleistet bleibt.
    In Ewigkeit. Amen.

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