Die Druckerei Oktoberdruck wurde 1973 als selbstverwalteter Betrieb gegründet. Das Unternehmen wird von seinen Mitarbeitern geführt und befindet sich derzeit, in der
Rechtsform einer kleinen AG, im Besitz der Belegschaft.
Oktoberdruck gehört zu den führenden Offset-Druckereien in Berlin – mit einem Umsatz von 2.2 Mio Euro und 20 Mitarbeitern zuzüglich der Auszubildenden.
Oktoberdruck ist nicht nur wegen des Prinzips der Selbstverwaltung in Berlin und darüber hinaus bekannt, sondern auch für eine umweltbewusste Qualitätsproduktion.
Neben meiner Ausgangsqualifikation in der Druck-Vorstufe und der Freude am Produzieren schöner und inhaltsreicher Drucksachen, habe ich es immer als besonderes Privileg empfunden in einem Lernraum für Zusammenarbeit meinen Beitrag zu leisten.
Seit nunmehr 15 Jahren bin ich Teil der jeweilig gewählten Leitung von Oktoberdruck, in der jetzigen Rechtsform Vorstand der AG.
Sich in dieser Position an den geltenden Regeln der Betriebswirtschaftslehre zu reiben gehörte dazu.
Unternehmen haben nur eine geringe Chance sich abzukoppeln von dieser Logik und dem damit verbundenen Wachstumszwangs.
So lange alle Honorierung, gesellschaftlich und politisch, auf wirtschaftlichen Erfolg ausgelegt ist und nicht auf Lebensqualität und Nachhaltigkeit, sind Schritte in dieser
Richtung schwer zu vertreten.
Man kann an Bildung und Bewusstheit zum Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen arbeiten, um gute Grundlagen zu schaffen. Arbeitsgefüge sind soziale Räume mit vielfältigen Aufgaben, nicht nur der pure Gelderwerb.
Man kann in demokratischen Prozessen die Ansprüche der Belegschaft herausarbeiten und gegebenenfalls anpassen. Die Anforderung an demokratische Entscheidungsfindungen im Rahmen der Arbeit, übt die Menschen für derartige Prozesse in ihren Gemeinwesen.
Teilhabe fördert Selbstverantwortung und das Gefühl für eine zielgerichtete Unternehmung. Bei uns haben wir für diese Vorgänge eine eigene Kultur und eine eigene Betriebsverfassung entwickelt. Im besten Sinne kann das ein Labor oder Lernraum für Zusammenarbeit sein und damit ein Beispiel geben und Erfahrungen vermitteln.
Wir suchen Kunden, die zu uns und unserer Auffassung passen und für die diese Art der Zusammenarbeit Nutzen stiftet.
Hierbei ist es jedoch wie bei vielen anderen Bekenntnissen. Im Grunde erhalten wir Zustimmung, doch oft fehlt es dann an der Umsetzung und der konkreten Auftragsvergabe. Wir bemühen uns, passende Lieferanten und Kooperationspartner zu finden und die Geschäftsbeziehungen hochwertig zu gestalten. Wir haben eine Bank, die zu uns passt und mit der vor allem die Kommunikation auf ähnlichen Werten und Grundlagen passieren kann. Wir interpretieren immer wieder die üblichen betriebswirtschaftlichen Regeln und suchen unseren Umgang mit dem daraus resultierenden Druck, das heißt man muss mit uns in diesem Sinne auch die üblichen Zahlenwerke deuten wollen. Unternehmerisches Risiko und die Besicherung von Krediten, werden bei uns auf die Belegschaft verteilt. Damit das möglich ist, müssen alle über die Geschicke des Unternehmens informiert sein.
Wenn das Ziel ist, weniger Unnötiges zu produzieren, weniger Ressourcen zu verbrauchen und sich statt dessen mehr an guter Versorgung, Arbeitsqualität und Produktqualität zu orientieren, heißt das im Ergebnis bei uns auch jetzt schon weniger Umsatz und weniger Geld verdienen. Das bedeutet für die Mitarbeiter natürlich auch, sich mit ihren Ansprüchen und Anforderungen im privaten Wirtschaften anzupassen. Das fällt dem einen leichter und dem anderen schwerer.
Es muss ein akzeptabler Ausgleich geschaffen werden für die Kunden und Mitarbeiter. Das Erleben eines guten Arbeitsverhältnisses oder einer guten Geschäftsbeziehung, im Bemühen um Nachhaltigkeit, machen einen solchen Ansatz erst vertrauenswürdig. Zu den Erfahrungen auf der Seite der Mitarbeiter gehört mehr Sinn in der Arbeit, Selbstverantwortung, Beteiligung und Mitbestimmung, auf der Kundenseite gute Betreuung, Beratung zu sinnvollen Produkten, Zugang zur Produktion und zuverlässige Abwicklung.
Wir freuen uns an wachsendem Kundeninteresse und Bewusstheit, wünschen uns aber mehr gesellschaftliches Wollen, um auf dem Weg zu einer an kreislauforientierten
Wirtschaft voran zu kommen.
Ein Paradigmenwechsel und andere Messkriterien für Erfolg und Zufriedenheit zu entwickeln braucht Zeit und setzt eine entsprechende Bildung und Persönlichkeitsentwicklung in den nächsten Generationen voraus.
Hintergründe und weitere Informationen über das Unternehmen, sowie die aktuelle EMAS Umwelterklärung gibt es unter www.oktoberdruck.de