Zwei Veranstaltungen im Herbst diesen Jahres bieten – mit unterschiedlichen Perspektiven – Möglichkeit zur Beschäftigung mit dem Thema Geld und Postwachstum. Die Jahrestagung der Vereinigung für Ökologische Ökonomie vom 12. bis 14. September stellt Notwendigkeit und Sinn von Geld mit dem Titel „Wirtschaften ohne Geld?“ in Frage, wohingegen die Wissenschaftliche Arbeitsgruppe nachhaltiges Geld am 5. Oktober zum Workshop „Einhundert Prozent stabil?“ einlädt, um makroökonomische Effekte von 100%-Geld, Vollgeld und Co. und ihre Auswirkungen auf die Stabilität und Nachhaltigkeit der Geld- und Finanzordnung zu untersuchen.
Wirtschaften ohne Geld? Zwischen kapitalistischer Marktwirtschaft und Schenkökonomie
Die Vereinigung für Ökologische Ökonomie hatte sich im Rahmen ihrer Tagungsreihe „Perspektiven einer Wirtschaft ohne Wachstum“ im letzten September mit dem Thema „Geld und Wachstum“ auseinandergesetzt. Einen Rückblick bietet der Kommentar von Benjamin Best in diesem Blog. In diesem Jahr setzt sie sich vom 12. bis 14. September 2013 an der Universität Oldenburg unter dem Titel „Wirtschaften ohne Geld? Zwischen kapitalistischer Marktwirtschaft und Schenkökonomie mit „kleinen, aber feinen Bausteine einer Wirtschaft ohne Wachstum, die schon jetzt von LebensstilpionierInnen oder sozialen Netzen praktiziert werden“ und möchte „ihre Möglichkeiten und Grenzen innerhalb der wachstumskritischen Nachhaltigkeitsdiskussion eruieren.“ „Geht’s auch ohne Geld?“ wird am Donnerstagabend auf einer öffentlichen Podiumsdiskussion gefragt, es diskutieren die Expertin für urbane Subsistenz Christa Müller, Uta von Winterfeld vom Wuppertal Institut, Stephan-Andreas Kaulvers, Vorstandsvorsitzender der Bremer Landesbank und Kenneth Stange vom Gärtnerhof „Entrup 119“. Am Freitag werden Adelheid Biesecker vom Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften und die Kulturanthropologin Andrea Vetter, Expertin für konviviale Technologien, als Impulsgeberinnen die Tagung einleiten, zu der Interessierte herzlich eingeladen sind, die Anmeldefrist ist der 3. September 2013.
100%-Geld – Einhundert Prozent stabil?
Die Wissenschaftliche Arbeitsgruppe nachhaltiges Geld hat sich zum Ziel gesetzt, zu untersuchen, ob die Konstruktion des Finanzsystems wirtschaftliches Wachstum mit antreibt und inwieweit die Geldarchitektur auf Wachstum angewiesen ist, um ihre eigene Stabilität nicht zu gefährden. Der im Mai letzten Jahres erschienene Zwischenbericht Wachstumszwänge in der Geldwirtschaft zeigt, dass simplifizierte Aussagen wie der unmittelbare Wachstumszwang aus der Existenz eines Zinses nicht haltbar sind. In diesem Bericht wird jedoch anhand einer Modellierung herausgearbeitet, unter welchen Umständen aus der Konstruktion des Geldes tatsächlich Wachstumszwänge entstehen. Als alternative Finanzordnung befindet sich unter anderem 100%-Geld oder Vollgeld in der Diskussion. Am 5. Oktober 2013 organisiert die Arbeitsgruppe den Workshop „ Einhundert Prozent stabil?“ am Zentrum für Ökonomische und Soziologische Studien der Universität Hamburg, um sich mit den makroökonomischen Effekten dieser Konzepte und ihrer Auswirkungen auf die Stabilität und Nachhaltigkeit der Geld- und Finanzordnung auseinanderzusetzen. Als zu diskutierende Schlüsselelemente wurden der Reservegrad sowie Art, Umfang und Verwendung der Geldemission identifiziert. Die Arbeitsgruppe bittet interessierte WissenschaftlerInnen um Einreichung eines Abstracts bis zum 8. September.