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2030 Watch: Wächst Nachhaltigkeit trotz Wachstum?

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Ziele für die Transformation: Die Agenda 2030

Weltweit ist seit 2015 die Transformation unserer bisherigen Lebens- und Wirtschaftsweise mit der Agenda 2030 eingeläutet. Mit 17 übergeordneten Zielen (SDG – Sustainable Development Goals) wird angestrebt, bis zum Jahr 2030 die Welt hin zu mehr Wohlstand für alle in der Einen Welt zu entwickeln. Für die Zielerreichung werden Handlungsfelder mit Hilfe von Indikatoren beschrieben und in umfangreiche Indikatorenkataloge mit beachtlichem Informationsbedarf und damit Datenbedarf gegossen. Die internationalen Ziele werden von den Ländern in nationale übersetzt. Jedes Land legt dabei für sich fest, wie die Umsetzungen über definierte Indikatoren verfolgt werden kann. Mit Hilfe dieser Methode wird versucht, die Komplexität der Transformation nachvollziehbar zu organisieren. Doch müssen die ausgewählten Zielsetzungen und Daten nicht nur einen ambitionierten Ansatz verfolgen, sie müssen für eine objektive Fortschrittsbewertung möglichst frei von Widersprüchen sein – also auch frei von der Verzerrung, die sich ergibt, wenn als einziges Szenario das des grenzenlosen Wirtschaftswachstums zugrunde gelegt wird. Dazu mehr auf 2030-watch.de unter SDG 8 und hier auf postwachstum.de (Wohlfahrtsmessung jenseits des BIP).

Die Umsetzung und ihre Bewertung in Deutschland

In Deutschland als einem der reichsten Länder der Welt und Verursacherstaat für viele negative Entwicklungen wurde die Agenda 2030 in die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie übersetzt. Diese enthält 63 Indikatoren und ihre jeweiligen Zielwerte. Viele der offiziellen Ziele erscheinen jedoch ambitionslos, andere sind zu schwach angesetzt, nicht wenige dringende Themen wie der Gender Gap im Renteneinkommen fehlen schlichtweg völlig. Das Projekt 2030Watch (2030-watch.de) der Open Knowledge Foundation Deutschland e.V. (OKF) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die offizielle nationale SDG Implementierung zu beobachten und für die Öffentlichkeit darzustellen, die Zielwerte zu hinterfragen und Vorschläge für weitere Themen und treffendere Zielwerte zu machen. Ein Monitoring der Agenda 2030-Umsetzung in Deutschland ist daraus entstanden.

Die Debatte für die Gesellschaft zugänglicher gestalten: 2030Watch

Doch wie sollen die Indikatoren die Transformation innerhalb eines Landes beschreiben, wenn inhaltlich geeignete Datensätze bspw. auf Relationen zum BIP beruhen und darüber einen Bias des grenzenlosen Wachstums entwickeln und zementieren? Malen wir ein einfaches Szenario: Würde das BIP eines Landes sinken – bspw. aufgrund einer Wirtschaftskrise – könnten Investitionen in Forschung in Relation zum BIP gleich bleiben oder steigen, aber die tatsächlichen Investitionssummen sinken. Ist in einem solchen Szenario eine positive Veränderung dann immer noch als Erfolg zu bewerten? Bei den Recherchen des Projektes 2030Watch war das oftmals ein Hindernis. Das Risiko, Scheinbewertungen zu unternehmen, ist bisher bei der Auswertung und Überprüfung von Entwicklungen kaum vermeidbar. Neben den Schwierigkeiten, bestehende Indikatoren sinnvoll darzustellen, müssen auch relevante Themenkomplexe angesprochen werden, die in der nationalen und internationalen Umsetzung deutscher Nachhaltigkeitsziele bisher fehlen. Dabei ist klar: Die Datenauswahl zur Beschreibung ambitionierter Ziele und Indikatoren muss sich gänzlich befreien von einer Bewertung über Daten, die im Zusammenhang des grenzenlosen Wachstums in allen seinen Erscheinungsformen stehen.

Spannend bleibt also, wie der Bias überwunden werden kann und sich Erfolgsbewertungen verändern könnten. Wer passende “bereinigte” Datensätze für 2030Watch.de anbieten kann oder weitere Indikatorvorschläge für eine ambitionierte Umsetzung der Agenda 2030 in Deutschland hat, ist eingeladen eine Datenpatenschaft bei 2030Watch zu übernehmen.

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