„Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen, von Geld, was wir nicht haben, um Eindrücke, die nicht von Dauer sind, bei Leuten zu hinterlassen, die wir eigentlich gar nicht mögen“ – dieses Statement lässt Tim Jackson, Professor für Nachhaltige Entwicklung an der Universität Surrey (Großbritannien), gerne in seine Vorträge einfließen. Er legt damit den Grundstein für seine umfassende Konsumismus-Kritik: eine gesellschaftliche Logik zum Konsum (materielle Artefakte als Sprache der Güter plus Reiz des Neuen) in Kombination mit Gewinnstreben bzw. kreativer Zerstörung à la Schumpeter treibt unsere Wirtschaft in einen Wachstumszwang.
Im Buch „Wohlstand ohne Wachstum“, welches 2009 herausgegeben wurde, skizziert Jackson Ideen einer Ökonomie ohne ständiges Wachstum und untermauert ihre Dringlichkeit in unserer Ressourcen-endlichen Welt – denn „Green Growth“, die Möglichkeit von grünerem Wachstum, stellt für ihn ein Märchen dar, welches gerne von Hybrid-SUV-Fahrern erzählt wird, die gefühlt den Planeten ein Stückchen retten. „Entkopplung“ lautet wissenschaftlich das Zauberwort für die Loslösung/Trennung von Wirtschaftsleistung und Materialverbrauch. Ob relative (Abnahme der Ökointensität pro Einheit) oder absolute (Abnahme in absoluten Zahlen) Entkopplung, mithilfe historischer Empirie und der sogenannter Ehrlich-Gleichung: Ökointensität ist gleich Bevölkerung mal Einkommen mal Technologieintensität, weist Prof. Jackson die Möglichkeit von ökologischer Entkopplung zurück: um den Impact um 4,9 % pro Jahr (wie der vom IPCC empfohlene (Emissions-)Wert vorgibt) zu drücken, müssten wir bei aktuell 0,7 % Bevölkerungswachstum und 1,4 % Einkommenswachstum die grüne Technologieintensität um über 7,0 % pro Jahr verbessern – mehr als zehn Mal schneller als zur Zeit! Hinzu kommt: auch viele Millionen Menschen in den BRIC-Staaten wollen demnächst den Luxus des Westens mit Autos, Fernreisen und materieller Selbstverwirklichung leben. Somit wäre das Modell eines Ressourcen schonenden Wachstums nur mit sehr großen Sprüngen bei der Verringerung von Ökointensität haltbar. Falls diese nicht durch Innovation gelingen: Kann unsere Gesellschaft eine Attraktivität dafür kreieren, im Sinne einer Selbstbegrenzung mit weniger auszukommen?
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Seminars „Postwachstumsökonomie“ an der Universität Witten/Herdecke in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.