Rezensionen

Rezension: Degrowth Einführung

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Schmelzer, M., & Vetter, A. (2018). Degrowth/Postwachstum zur Einführung. Junius.

 

Matthias Schmelzer und Andrea Vetter geben eine strukturierte Einführung in die aktuelle Debatte des Themas Postwachstum und damit direkt verbunden das Thema Wirtschaftskritik. 

Das Buch „Degrowth/Postwachstum zur Einführung ist in der Reihe „zur Einführung“ des Junius Verlag im Jahre 2018 erschienen. Es ist nicht nur eine Lektüre für Wirtschaftswissenschaftler*innen und Gesellschaftswissenschaftler*innen, sondern auch Diejenigen, die Interesse an alternativen und progressiven Vorschlägen für unsere zukünftige Wirtschaftsweise haben. Dabei werden zunächst essentielle Fragen aufgegriffen wie: Wie ist Wachstum historisch entstanden? Wie wird es gemessen (BIP) und welche Formen der Wirtschaftskritik gibt es?    

Die Kernidee von Postwachstum ist eine sozial-ökologische Transformation der Produktions- und Lebensweise, mithilfe von demokratisch organisierten Veränderungen in unserer Gesellschaft, anzustreben. Dessen Ziel ist eine gerechte Gesellschaft, welche nicht auf Wachstum angewiesen ist, um zu prosperieren. Die Debatte für konkrete Umsetzungen von Transformationsprozessen in einer Postwachstumsgesellschaft hat erst begonnen und bisherige Fachliteraturen, wie „Degrowth: Handbuch für eine neue Ära“ dienen eher als Nachschlagewerke und Begriffssammlungen.  

Der mit Abstand größte Teil dieses Buches beschäftigt sich hingegen detaillierter mit sieben verschiedenen Formen der Wachstumskritik. Die Wachstumskritik steht in direkter Verbindung mit dem wissenschaftlichen Diskurs um eine Postwachstumsgesellschaft und wird aus sehr unterschiedlichen Perspektiven heraus argumentiert. Das Buch liefert also einen guten Überblick über die Hintergründe der Wachstumskritik und somit der Entstehung der Postwachstumsdebatte. Zusammenfassend lässt sich Wirtschaftswachstum durch das Buch folgendermaßen charakterisieren: Es kann als ökologisch zerstörerisch bezeichnet werden, wobei es dem Wohlergehen und der Gleichheit aller entgegenwirkt, basiert dabei auf ungleichen Geschlechterverhältnissen und führt zu Entfremdung und globaler Ausbeutung.  

 

Das Buch soll dabei nicht nur kritisieren. Es soll uns als Leser*innen Ideen und Werkzeuge mit an die Hand geben, um an der Postwachstumsdebatte teilzunehmen und mitzudenken!  

Gemeinsamkeiten bzw. Zieldimensionen dieser Kritiken zusammenzubringen haben sich Matthias Schmelzer und Andrea Vetter zu einer Kernaufgabe gemacht. Diese werden teilweise mit konkreten Fragestellungen und Lösungsansätzen verbunden: Was soll in der Gesellschaft wachsen und in der Wirtschaft schrumpfen? Es geht um ein selektives Wachstum, welches politisch hinterfragt wird. Die Wirtschaft soll demokratisiert werden und durch entsprechende Rahmenbedingungen eine solidarische und kooperative Form der Wirtschaft unterstützen, wie z.B. Commons oder Genossenschaften. Es werden also durchaus Konzepte diskutiert, die in Teilen schon jetzt Teil unserer Gesellschaft und Ökonomie sind. Auch wenn die Debatte um konkrete Lösungen noch relativ am Anfang steht, könnten Ansätze etwas konkreter (beispielhafter) und somit weniger abstrakt für die Leserschaft thematisiert werden (Beispiel: Wie sollen die politischen Entscheidungen getroffen werden und wie soll Konvivialität demokratisch bewertet werden?). Die Ausführungen der Handlungsvorschläge werden im Vergleich zu dem Teil der Kritik am Wirtschaftswachstum und des jetzigen Wirtschaftssystems relativ kurzgehalten.  

 

Es fällt positiv auf, dass diverse Literatur der Debatte, und auch darüber hinaus (z.B. Kate Raworths „Donutökonomie“) aufgegriffen wird, um das Thema weiter vertiefen zu können. Damit erfüllt das Buch seine Aufgabe als Einstiegsliteratur. Es schafft Mut sich seine eigenen Gedanken zu dem Thema zu machen und Konzepten einer anderen Wirtschafts- und Gesellschaftsform einen Raum zur Entwicklung zu geben. 

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