Standpunkte

Generationengerechtigkeit nicht ohne Postwachstum

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„Heute nicht auf Kosten von Morgen, hier nicht auf Kosten von anderswo!“ –

Das ist schon seit Jahren das Credo der Generationenstiftung. Wir setzen uns als Jugendrat für eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen und gelebte Generationengerechtigkeit ein. Dabei ist Wachstumskritik einer der Grundpfeiler unserer Arbeit. An das Dogma vom ewigen Wachstum glauben wir nicht mehr. Der Glaube an das Wirtschaftswachstum als Allheilmittel währt schon viel zu lange – und er hat dafür gesorgt, dass wir Raubbau mit den Ressourcen unserer Erde treiben.

Unendliches Wirtschaftswachstum ist etwa so generationengerecht wie ein Multi-Level-Marketing- System. Die ersten Generationen profitieren am meisten. Sie verbrauchen die  Ressourcen aller kommenden Genrationen. Für jede kommende Generation ist das Risiko größer, dass sie von System, in das sie ihr Leben lang einzahlen später nicht profitieren. Denn auch wenn sich die Tücken nicht auf den ersten Blick zeigen, so bricht doch jedes Multi-Level-Marketing-System irgendwann wie ein Kartenhaus zusammen. Genauso werden wir früher oder später den Moment erreichen, an dem deutlich wird, dass Wachstum eben doch nicht endlos fortlaufen kann. Und so sind es die Jugendlichen, jungen Erwachsenen und kommenden Generationen, die die Leidtragenden dieses Handelns sind.

Unser Leben auf Kosten zukünftiger Generationen

Erste Anzeichen können wir schon heute sehen. Die Klimakrise nimmt Fahrt auf, Fluten, Waldbrände und Dürreperioden mehren sich. Dies sind erste Indizien, die einen Ausblick geben, in welcher Welt kommende Generationen aufwachsen werden. Die Spielregeln, die die Menschen für ihre Wirtschaft erstellt haben, sind für uns lebensbedrohlich geworden. 2021 war zudem bereits am 29. Juli der sogenannte Earth-Overshoot-Day, an dem alle Ressourcen aufgebraucht waren, die innerhalb eines Jahres weltweit gesehen nachwachsen können und uns aus der Gerechtigkeitsperspektive zur Verfügung gestanden hätten. Anders gesagt: die gesamte zweite Hälfte des Jahres 2021 haben wir bereits auf Kosten kommender Generationen gelebt.

Deutlicher könnte man uns die Krise der Generationengerechtigkeit kaum vor Augen führen. Denn Generationengerechtigkeit bedeutet vor allem, dass sich eine Gesellschaft auf den Grundsatz einigt in der Gegenwart nicht auf Kosten der kommenden Generationen zu leben. Es ist eine Frage der Solidarität, schon heute die Auswirkungen aller Handlungen auf das Morgen zu berücksichtigen. Aber für uns junge Menschen ist es auch die schlichte Garantie einer Lebensgrundlage in unserer Zukunft – die Gewissheit, dass wir mit denselben Ressourcen aufwachsen dürfen, wie unsere Eltern es getan haben. Aber diese Gewissheit wankt leider seit Jahren gewaltig und steht nun knapp vor dem kentern. Daher brauchen wir dringend neue Ansätze zu wirtschaften.

Wege zur Mitbestimmung und zum Umsteuern junger Menschen

Wichtig ist aber auch: junge Menschen müssen mitbestimmen dürfen, wie sie in Zukunft wirtschaften wollen. Dafür müssen nicht nur überhaupt die Ressourcen hierfür vorhanden sein, sondern es müssen auch Partizipationsmöglichkeiten für sie geschaffen werden. Wir haben ein Recht darauf mitzuentscheiden in welcher Welt wir leben wollen. Wir werden es nicht schaffen, Wachstum tatsächlich von Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. Historisch ist das noch nie gelungen.  Effizienz und Konsistenz werden uns entsprechend nicht viel weiter bringen. Das heißt: wir brauchen auch Suffizienz. Und da wir um individuellen und gesamtgesellschaftlichen Verzicht nicht umher kommen werden, muss Weniger zukünftig das neue Mehr sein.

Daher fordern wir als Jugendrat der Generationenstiftung von der neuen Regierung:

  • die verpflichtende Erstellung einer Gemeinwohlbilanz für alle Unternehmen.
  • ein Ende der Externalisierung von Folgen des heutigen und hiesigen Wirtschaftens, zum Beispiel durch eine Steuer auf CO2 von 200€ pro Tonne, höhere Steuern auf umweltbelastende Unternehmen, Verschärfung und strenge Kontrollen der Umweltvorschriften.
  • die Erstellung eines Zukunftsszenarios für eine generationengerechte Wirtschaft noch im Jahr 2022.
  • ausschließlich Subventionen für generationengerechte Vorhaben.
  • die Abkehr vom BIP als wesentlichen Indikator für eine gesunde Wirtschaft.

Als Jugendrat nehmen wir neben der Gesellschaft auch immer die Politik in Haftung, denn nur mit politischem Beistand werden wir den radikalen Wandel zu echter Generationengerechtigkeit hin schaffen.

Pauli Albrecht ist Aktivist*in im Jugendrat der Generationenstiftung. Dort entwickelt dey Kampagnen unter anderem gegen Lobbyismus und für Klimaschutz und mehr soziale Gerechtigkeit. Die Generationenstiftung setzt sich für einen radikalen Systemwandel nach den Grundsätzen der Generationengerechtigkeit ein und fördert junge Aktivist*innen. Neben derem politischem Engagement macht dey ein Freiwilliges Soziales Jahr Politik in Kiel.

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