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Interdependenzen der Zukunftsfähigkeit

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Die Idee, über die Zukunft nachzudenken, ist keine neue. Schon seit über 2500 Jahren denken Menschen über die Umsetzung politischer, gesellschaftlicher und ökologischer Utopien nach. Die Thematik, die Reinhard Loske, Professor für Kulturreflexion und Gesellschafter am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung in seinem neuen Buch „Politik der Zukunftsfähigkeit. Konturen einer Nachhaltigkeitswende“ präsentiert, ist also kein neue.

Neu ist aber, wie Loske Elemente die sozial-ökologische Utopie mit realer Politik verknüpft. Er beschreibt seine Herangehensweise am Beispiel des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG). „Ohne Freaks und Tüftler hätte es kein EEG und ohne EEG hätte es keinen Mainstream in den Erneuerbaren gegeben.“ Statt die beiden Postwachstumspfade „Lebensstilwandel“ und „Veränderung der politischen Rahmenbedingungen“ getrennt voneinander oder gar gegen einander aufwiegend zu verwenden, führt Loske sie als „Elemente des Wandels“ zusammen. Ohne Frage steht am Anfang der Technologienwandel, dem in gewissem Maße bereits ein Lebensstilwandel oder zumindest die theoretische Idee davon vorweggegangen sein muss. Beispiele wären hier die prozesshafte Steigerung von Effizienz, die Kreislaufwirtschaft, die abfallfreie Ökonomie oder die Solarökonomie. All diese Prozesse können durch politische Rahmensetzungen gefördert werden. Was aber unabdinglich für eine nachhaltige Entwicklung ist, ist die soziale und kulturelle Einbettung dieser Technologien. „Wir sind zwar sauberer geworden, aber noch weit davon entfernt, nachhaltig zu sein“, so Loske. Genannt sei an dieser Stelle nur der Reboundeffekt, bei dem ein gesteigertes Maß an Effizienz durch Mengeneffekte zurückgeworfen wird und Emissionen stabil bleiben.

Nachhaltigkeit braucht Pluralismus. Technologische Innovationen, wie es einstweilen Konzepte „Grünen Wachstums“ versprechen, werden die Welt nicht retten. Nachhaltige Ökonomie darf nicht nur auf Effizienz und Substitution setzen, sondern muss auch einen weichen Wandel vollziehen. Kooperation ist dabei der Grundtenor, der sich durch alle Lebensbereiche zieht. Suffizienz, das ausreichende und richtige Maß sowie die Subsistenz, das nachhaltig wirksame Selbermachen, fußen nicht zuletzt auf das Mitdenken anderer oder wie Loske es formulierte: „Es gilt Nächsten- und Fernstenliebe zu verbinden“. Und ebenso wie es für den Diffusionsprozess nachhaltiger Entwicklungen unerlässlich ist, Pioniere und Politik zusammenzudenken und nicht auseinander zu differieren, so ist es auch innerhalb der Nachhaltigkeitsdebatte notwendig, Themen und Akteure zu verknüpfen und gemeinsam dafür einzutreten.

Und zum Schluss: Warum ziert Loskes neues Buch ein antikes Amphitheater? Vermutlich, weil wir nicht die ersten sind, die über die Zukunft unserer Gesellschaft nachdenken und weil nur die gemeinsame, deliberative Wertedebatte auf Augenhöhe nachhaltige Zunkunftsgestaltung möglich macht.

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