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Digitale Utopien im Fischglas

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Zum Abschluss der VÖW-Herbstakademie diskutierten Referent/innen aus Wissenschaft und Politik über eine digitale und nachhaltige Zukunft

Im Jahr 2030 sind wir alle digitale Unternehmer/innen. Nebenbei verdienen wir uns etwas dazu mit der Stromeinspeisung durch die Solarpanels auf unserem Haus. Die Energieversorgung ist regenerativ, dezentral und demokratisch organisiert. Unser Zuhause wird auch unser Arbeitsplatz sein, wenn wir nicht gerade in einem Co-Working-Space mit anderen kreativen Leuten sitzen und mit ihnen an einer nachhaltigen Gesellschaft arbeiten. Auch zum Einkaufen oder um Freunde zu besuchen, müssen wir nicht mehr die Atmosphäre verpesten. Neue Technologien wie Lieferdrohnen, Elektroautos und bessere Kommunikationsmedien machen es möglich.

So könnten wir in Zukunft leben, wenn Laura Dornheim (B‘90/Grüne), Tilman Santarius (TU Berlin & IÖW) und Leon Reiner (Impact Hub Berlin) ihre Utopien lebendig machen würden. Zum Abschluss der Herbstakademie der Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung (VÖW) diskutierten die Gäste im Impact Hub Berlin darüber, wie eine digitale Zukunft aussehen könnte und wie wir sie nachhaltig gestalten. Anne Fromm (taz) führte durch die sogenannte Fishbowl-Diskussion, bei der Teilnehmer/innen aus dem Publikum sich beteiligen, indem sie freie Plätze am Diskussionstisch in der Mitte des Raums einnehmen und dort direkt mit den Referent/innen diskutieren.

Nach dem technikoptimistischen Aufschlag in die Debatte diskutierten Publikum und Gäste kritisch sowohl Systemfragen als auch alltäglichere Herausforderungen. So ging es etwa um soziale In- und Exklusion (Profitiert nur eine kleine, wohlhabende Schicht von technischen Innovationen?), Kapitalismus (Steigert die Digitalisierung den Kapitalismus oder bietet sie Alternativen?) und Arbeitsmodelle und -zeit (Wie viel wollen wir arbeiten? Und können wir das für alle leisten?) sowie Konsumgewohnheiten (Iphone vs. Dumbphone) und digitale Suffizienz (Wie viel Smartphone ist gesund für Individuum und Gesellschaft?).

Die Debatte bildete in vielen Momenten den Drahtseilakt zwischen digitalen, sozialen und ökologischen Utopien ab. Da Fische bekanntlich nicht die besten Seiltänzer sind, bleibt zu hoffen, dass sich auch außerhalb des Fischglases in der Friedrichstraße kritische Fragen und zuversichtliche Zukunftsaussichten verbinden.

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