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Wer teilt, hat mehr vom Leben.

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DG_RZ_Logo_72dpi 150pxAnnette Jensen und Ute Scheub arbeiten als Publizistinnen schon seit vielen Jahren in den Bereichen Umwelt, Wirtschaft, Nachhaltigkeit und Frieden. Besonders gerne schreiben sie Geschichten des Gelingens über ökosoziale Pioniere. Im September 2014 erscheint im oekom-Verlag ihr gemeinsames Buch: „Glücksökonomie. Wer teilt, hat mehr vom Leben.“ Sie veröffentlichen außerdem regelmäßig Beispiele auf der Plattform www.futurzwei.org. In einem Interview für den Stream towards Degrowth stellen sie sich vor, wie wir in einer Zukunft jenseits von Wachstumszwang und Steigerungslogik auf die Zeit des Wandels zurück blicken könnten.

Stellen Sie sich vor, die Welt erlebt eine Zeit des „guten Lebens“ jenseits des Wachstums. Blicken wir dann, sagen wir im Jahre 2030, auf die vergangenen Jahrzehnte zurück…

Im Jahre 2014 waren die zarten Keime der ökosozialen Transformation schon mit bloßem Auge erkennbar. Vor allem junge Leute wollten Autos, Werkzeuge oder Kochgeräte nicht mehr besitzen, sondern teilen und gemeinsam nutzen. Das internetbasierte Sharing machte Tauschen und Teilen immer einfacher und reichte deshalb bereits tief in den Mainstream. Basisgruppen rund um die Welt engagierten sich in der Rettung der Commons, zum Beispiel der CO2-belasteten Atmosphäre und der Weltmeere. Der Open-Source-Gedanke setzte sich auch in der Hardware-Produktion zunehmend durch. Peer-to-Peer-Beziehungen wurden in der Wirtschaft immer dominanter, während viele Konzerne kollabierten: Junge Hochqualifizierte hatten keine Lust mehr, sich in sterilen Unternehmenshierarchien ihr Burnout zu holen, sie flohen daraus, gründeten Kreativnetzwerke und pflegten den Zeitwohlstand. Einen gewaltigen Sprung nach vorne machten alle diese Bewegungen, als eine Art ökologisches Grundeinkommen eingeführt wurde, das Ressourcenverbrauch mit Verschmutzungssteuern belegte und das Geld zugunsten der Kreativen umverteilte. Umweltverschmutzung und CO2-Verbrauch gingen massiv zurück. Tätigkeiten in den Bereichen Umwelt, Bildung, Caring und Kultur stiegen rasant an.

Wo liegen die Schnittmengen zum Degrowth-Konzept?

Das „Entwachsen“ wurde hip. Erst war es eine kleine Bevölkerungsgruppe von etwa fünf Prozent. Weil sich viele andere an diesem jungen urbanen Weltbürgertum orientierten, das einen neuen ökosozialen Lebensstil vormachte, verbreitete sich diese Bewegung rasch in alle Himmelsrichtungen. Bald konnte sich kaum jemand noch vorstellen, nur für schnöden Profit sich selbst und die Natur kaputtzuarbeiten, etwa in Werbeagenturen, Banken oder Fluggesellschaften – das galt als uncool und völlig out. Die gute Laune wurde nur dadurch gebremst, dass viele Naturzerstörungen schon sehr fortgeschritten waren.

Welches waren aus Ihrer Sicht große Hinternisse für einen Wandel im Jahr 2014?

Angst und Ignoranz.

Was war für Sie ein erstes Anzeichen eines gesellschaftlichen Wandels?

Als konservative Verwandte anfingen, vom Klimawandel zu reden und die gesellschaftliche Ungerechtigkeit zu beklagen – und als auch in Umfragen immer deutlicher wurde, dass die große Mehrheit der Bevölkerung unzufrieden ist mit dem gegenwärtigen Wirtschaftssystem.

Gibt es einen Satz, den Sie uns auf den Weg geben wollen?

Wer teilt, hat mehr vom Leben. Das ist auch der Untertitel unseres neuen Buches über Glücksökonomie und er gefällt uns gut 😉

Vielen Dank für das Interview!

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