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Sommerakademie der VÖW zu Industrial Ecology

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Die Industrial Ecology (IE) beschäftigt sich mit der Gestaltung von Industriesystemen nach dem Vorbild von Ökosystemen und der qualitatitven und quantitativen Einpassung von Stoffströmen des menschlichen Wirtschaftens in die natürlichen Kreisläufe. Die Basis und der Bezugsrahmen für eine industrielle Entwicklung sind hier also Ökosysteme und deren Tragekapazitäten. Diese sind naturgemäß beschränkt, was automatisch die Frage nach den Grenzen des industriellen Wachstums hervorruft. Bisher ist diese Frage im Rahmen der IE mit Verweisen auf natürliche Tragekapzitäten, z.B. für die Aufnahme von Emissionen, beantwortet worden und eine wichtige Messlatte für die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaftssystemen ist daher die absolute Entkopplung von wirtschaftlichem Wachstum auf der einen Seite von Ressourcenverbrauch und Umweltbelastung auf der anderen Seite.

Grundsätzlich aber wird die Notwendigkeit von wirtschaftlichem Wachstum nicht in Frage gestellt. Die Analysen der IE zeigen nun aber deutlich, dass reine Effizienzstrategien nicht ausreichen um diese Entkopplung herbeizuführen, sondern um Suffizienzstrategien ergänzt werden müssen.

Dies stellt also in der Konsequenz dann auch das ständige Wachsen der Wirtschaft als unumstößliches Dogma in Frage. Dennoch gibt es nur wenige Ansätze in der IE, die aufzeigen wie ein Wirtschaftssystem denn aussehen könnte, das eben nicht auf Wachstum basiert. Hier greifen die Denkansätze von Postwachstum und Industrial Ecology ineinander: die stoffliche und naturbeanspruchende Dimension wird von der IE detailliert analysiert und sozio-technische Lösungen werden entwickelt, die zumindest teilweise der selbstgestellten Aufgabe der Entkopplung dienen können. Nur fehlt dabei die Einbettung in ein auf Nicht-Wachstum fokussiertes Wirtschaftssystem.

Die Postwachstumsdebatte hingegen diskutiert Ansätze wie ganze Wirtschaftssysteme unabhängig von Wachstumsdogma entwickelt werden können und welche sozio-ökonomischen Bedingungen dafür gelten müssen, nimmt aber nur selten auf die stoffliche Entkopplung von wirtschaftlicher Entwicklung und Ökosystemen Bezug, d.h. die tatsächlichen Entlastungseffekte für die Umwelt die im Rahmen einer nicht-wachsenden Wirtschaft zu erwarten sind, werden nicht beschrieben.

Dass und wie beide Zugänge voneinander lernen können, soll unter anderem bei der VÖW Sommerakademie „Industrial Ecology – Nachhaltig Wirtschaften nach dem Vorbild der Natur“ diskutiert werden. Dafür konnten renommierte Dozent/innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Behörden gewonnen werden, die in sowohl grundlegenden als auch vertiefenden Lehrveranstaltungen, sowie in praxisnahen Fallbeispielen die Ansätze und Methoden der Industrial Ecology vermitteln.

Dabei wird es auch um die Reichweite des IE Ansatzes gehen, um seine Rolle für die Nachhaltigkeitswissenschaften allgemein und den Beitrag zur Postwachstumsdebatte im Besonderen.

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