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Utopia 2048 – eine positive Zukunftsvision

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Leseprobe aus dem Buch „Utopia 2048“

Wo sind sie, die positiven Zukunftsvisionen? Um die vielfältigen Lösungsideen und Bausteine für ein gutes Leben für alle zusammenzutragen und zum Leben zu erwecken, hat Lino Zeddies das Buch „Utopia 2048“ geschrieben. Mit einem Ausschnitt aus dem Buch stellt er seine Sammlung von Ideen für eine lebenswerte Gesellschaft vor.

Setting: Lena und Damian sind nach einem fast 30-jährigen Komaschlaf im Jahr 2048 aufgewacht und bekommen von Damian eine Führung durch die Welt dieser Zukunft.

Sie kamen an den Rand eines kleinen Waldstücks. Beim Gehen wandte Lena sich an Damian: »Du hast gesagt, dass die Natur sich in den letzten Jahrzehnten in vielen Orten der Welt regeneriert hat und der Klimawandel verhindert wurde. Wie zum Teufel hat man das eigentlich geschafft?«
»Das war ein langer und steiniger Weg.« Damian seufzte. »Bis in die Mitte der Zwanziger hat sich die Lage ziemlich zugespitzt. Auf der ganzen Welt gab es immer heftigere Naturkatastrophen. Ein Hitzerekord jagte den anderen. In Deutschland wurden in München einmal 45° gemessen. In dem Jahr gab es in einigen deutschen Städten ernsthafte Probleme mit der Wasserversorgung. Überall auf der Welt tobten Hurrikans, Waldbrände, Dürren. Irgendwann war dann auch dem Letzten klar, dass der Klimawandel kein Hirngespinst ist und sehr viele Menschen sterben werden, wenn wir das Ruder nicht herumreißen.«
Jannis und Lena schauten betreten. »When hope dies, action begins«, flüsterte Lena.
Sie waren mittlerweile auf einen kleinen Waldweg eingeschwenkt. Am Wegesrand waren mehrere Ameisenhaufen.
»So kann man das zusammenfassen. In der Bevölkerung kam es zu immer heftigeren Protesten. In einigen Ländern gab es regelrechte Klimarebellionen. Ein linkes Klimabündnis hat sich in Brasilien sogar erfolgreich an die Macht geputscht.«
»Erstaunlich«, Jannis guckte überrascht, »und das Militär hat das nicht verhindert?«
»Auch den Generälen war irgendwann klar, dass sich etwas ändern muss.«
»Die Politik ist also irgendwann tatsächlich umgeschwenkt?«, fragte Lena und hob eine Kastanie vom Boden auf.
Damian nickte. »Das ging in mehreren Wellen. Einige radikale Reformen kamen sehr überraschend. Wahrscheinlich kann man das damit erklären, dass irgendwann die kritische Masse erreicht wurde, die es für Veränderungen braucht.«
»Ja, darüber habe ich mal was gelesen«, sagte Jannis. »Bevor eine kritische Masse erreicht ist, passiert so gut wie nichts. Aber schließlich kommt die Veränderung schneller und schneller bis ein bestimmter Punkt überschritten ist und das System kippt.«
»Jep. Ab diesem Punkt wird dann plötzlich sehr viel möglich. In der ersten Welle Anfang der Zwanziger gab es dann heftige Steuererhöhungen auf Heizöl und Benzin. Der autofreie Sonntag wurde eingeführt. Es gab mehr Umweltauflagen für die Landwirtschaft und Subventionen für die Entwicklung von regenerativen Technologien. Flüge und Fleisch wurden deutlich teurer.«
»Klingt sinnvoll«, sagte Lena und warf ihre Kastanie fort. Ein Eichhörnchen huschte über ihnen durch die Zweige.
»Ja, aber bei Weitem nicht genug. Viele der Maßnahmen klangen erstmal toll, aber griffen zu kurz und waren gespickt von Ausnahmeregelungen für die Industrie. Aber dann kam der Big Bang und hat das politische Spielfeld nochmal ordentlich aufgemischt.«
»Der Big Bang?«, Jannis runzelte die Stirn.
»Die große Finanzkrise Anfang der Zwanziger.«
»Oh.«
Sie hatten mittlerweile den See erreicht und steuerten auf eine mächtige, knorrige Eiche zu.
Damian deutete auf eine große Wurzel, die nahe des Ufers aus dem Boden ragte. »Das hier ist mein Lieblingsplatz.« Er ließ sich auf dem Holz nieder und bedeutete ihnen, sich dazu zu setzen. Dann zog er seinen Rucksack hervor und präsentierte einige belegte Brötchen, die Schale mit Himbeeren und die Tafel Schokolade. Während Lena sich die Schokolade griff und Jannis die Brötchen kritisch beäugte, fuhr Damian fort: »Die Zwanziger waren turbulente Zeiten. Nach großen politischen Umbrüchen kam es zur zweiten Welle der Klimapolitik. So wie bei den großen Finanzkrisen die Politik für die Rettung der Banken plötzlich Milliarden locker machen konnte, waren plötzlich auch Milliarden für den ökologischen Umbau verfügbar. Riesige Solartrassen wurden gebaut und in der EU wurden viele neue Wälder angelegt. Alle Kohlekraftwerke wurden heruntergefahren. Gute Kohle ist Kohle, die im Boden bleibt, hieß es.«
»Keep it in the ground«, raunte Lena.
»Außerdem wurden die CO2- und die Methan-Steuer in der EU drastisch erhöht.«
»Sehr gut.« Jannis Gesicht erhellte sich. »Ich war schon immer der Meinung, dass eine CO2-Steuer eines der effizientesten Instrumente ist, um Marktprozesse für den Klimaschutz einzubinden. Das Instrument stand oft zu Unrecht in der Kritik, dabei war das Problem lediglich der zu geringe Preis.«
»Ja, das war ein wichtiger Schritt. Aber auch das reichte noch nicht. Es brauchte vor allem mehr globale Zusammenarbeit. Bis man sich da besann, musste leider erst der Meeresspiegel steigen.«
»Viel?«, fragte Lena.
»Zu viel für einige Küstenstädte. New York wurde evakuiert. Die Malediven sind untergegangen. Amsterdam wurde zu einer Art Venedig 2.0. Als sich diese Katastrophen anbahnten, wurde aber zumindest auch der letzte Politiker wachgerüttelt. So kam es Anfang der Dreißiger zum Tripolis-Abkommen. Das war der Meilenstein für globalen Klimaschutz.« Damian warf sich ein paar Himbeeren in den Mund. »Man einigte sich auf eine international koordinierte Ressourcenbesteuerung. Damit wurden gleichzeitig weltweite Aufforstungsprogramme finanziert. Außerdem wurden zahlreiche neue Naturreservate deklariert. Bis 2055 soll ein Viertel des Landes der Erde und die Hälfte der Meere unter Naturschutz stehen.«
»Klingt fantastisch!«, rief Lena.
»Auch der größte Teil des Amazonasregenwaldes ist jetzt übrigens vor menschlicher Bewirtschaftung geschützt. Dort gibt es das Attenborough-Reservat, benannt nach dem berühmten Dokumentarfilmer.«
»Schafft das keine Probleme für die Ernährung der Menschen, wenn so große Gebiete für die Landwirtschaft wegfallen?«, fragte Jannis irritiert.
»Nein, wieso? Land gibt es wirklich genug auf der Erde. Wenn man eine überwiegend tierische Ernährung voraussetzt und die Hälfte aller Lebensmittel wegschmeißt, stellt das die Gesellschaft natürlich vor gewisse Probleme mit der Nahrungsproduktion. Aber mit lokaler, saisonaler und überwiegend pflanzlicher Ernährung ist eine ausreichende Nahrungsmittelproduktion wirklich kein Problem. Es gibt Studien, die besagen, dass wir auf diese Weise problemlos fünfzig Milliarden Menschen ernähren könnten.«
Lena ergriff das Wort. »Wie wurden denn solch bedeutende internationalen Absprachen möglich? Früher waren die Vereinten Nationen so furchtbar machtlos und die meisten Länder wollten nur ihre nationalen Interessen durchsetzen. Man hat es ja nicht mal hinbekommen, die Besteuerung internationaler Konzerne sinnvoll abzustimmen.«
»Das war ein langer Weg. Vor allem mussten die USA erst ihre Vormachtstellung in der Welt verlieren, bevor eine internationale Gemeinschaft entstehen konnte, die diesen Namen verdient. Aber das ist eine lange Geschichte. Dazu kann ich euch in den nächsten Tagen mehr erzählen.«

 

 

 

 

 

 

 

Weitere Informationen zum Buch, eine längere Leseprobe und Bestellmöglichkeiten zu „Utopia 2048“ finden sich hier.

Beitragsbild: UTOPIA 2048 – BERLIN FRIEDRICHSTRASSE, BY AERROSCAPECREATIVE COMMONS LIZENZ: CC BY-NC-SA

Lino Zeddies, geboren 1990 in Hannover, betätigt sich als selbstständiger Aktivist für gesellschaftlichen Wandel. Nach dem Abitur trieb es ihn zum VWL-Studium nach Berlin. Frustriert von den dort vorherrschenden Dogmen und weltfremden Modellen, engagierte er sich im Netzwerk Plurale Ökonomik e.V., baute zwei plural-ökonomische Ringvorlesungen an der Uni auf und engagierte sich bei Monetative e.V. und im International Movement for Monetary Reform für Reformen für das Geld- und Finanzsystem. Es folgten weitere sehr unterschiedliche Lebensstationen als Coach, Heilpraktiker für Psychotherapie und Organisationsberater, in denen er sich viel mit progressiven Formen der Zusammenarbeit und innerem Wandel auseinandersetzte. Während der Beschäftigung mit den zahlreichen kleinen und großen Lösungen für eine schönere Welt entstand die Idee für das Buch "Utopia 2048", das er im April 2020 veröffentlichte.

1 Kommentare

  1. Diana Schilling sagt am 19. Mai 2023

    Hallo zusammen,

    ich interessiere mich für das Buch von Lino Zeddies und würde das Titelbild gerne in einer schulinternen Rede für Schüler:innen verwenden. Sollte das für Sie kein Problem sein, würde ich selbstverständlich die Link-Adresse als Quelle nennen. Außerdem würde ich mich freuen, wenn Sie mir schreiben könnten, wer das Bild gestaltet hat. Vielen Dank!

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