Über zehn Jahre nach dem Ausbruch der letzten großen Finanzkrise organisiert das Netzwerk Plurale Ökonomik am 7. Februar 2020 in Berlin die Tagung „Der nächste Crash als Chance – Szenarien und Reformpotentiale“.
Szenarien und Reformpotentiale
Viele Expert*innen schätzen das Risiko für einen nächsten Crash des Banken- und Finanzsystems als sehr hoch ein. Wenn sich dies bewahrheitet, sollten Gesellschaft und Politik darauf vorbereitet sein, mit dieser Situation umzugehen. Andernfalls besteht die Gefahr, erneut in perspektivlose Krisenpolitik („there is no alternative“) zu verfallen, die Europa tiefer in Rezession und politische Krise führt.
Trotz der immensen und weitreichenden Bedeutung einer möglichen nächsten Krise ist das Thema jedoch kaum in der öffentlichen Debatte vertreten. Auf wirtschafts- und finanzpolitischer Ebene wird sich derzeit primär mit kurzfristigem Tagesgeschäft beschäftigt, als mit potentiellen Krisenursachen und auch bei zivilgesellschaftlichen Organisationen ist das Thema bisher eher ein blinder Fleck. Mehr als zehn Jahre nach dem letzten globalen Crash der Finanzmärkte ist es heute aber mehr denn je notwendig, die damals getroffenen Reformmaßnahmen zu evaluieren und neue zu entwickeln.
Die Tagung „Der nächste Crash als Chance – Szenarien und Reformpotentiale“ soll Entscheidungsträger*innen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen bringen, um das Thema einer nächsten Finanzkrise in den Vordergrund zu rücken und so neue Impulse für eine zukunftsweisende Debatte zu geben. Dabei sollen keineswegs pessimistische Katastrophenszenarien heraufbeschworen, sondern die große Vielfalt an politischen Handlungsoptionen und visionären Reformmöglichkeiten aufgezeigt werden. Im Dialog mit verschiedensten Stakeholdern soll diskutiert werden, welche geld- und finanzpolitischen Reformen und Weichenstellungen nötig sind, um den multiplen Herausforderungen einer komplexen Welt zu begegnen und ein nachhaltiges, gerechtes und stabiles Geld- und Finanzsystem aufzubauen.
„Klimakrise und Finanzmärkte: Vorsorge durch Wachstumsabhängigkeit?“
In diesem Forum wird unter Beteiligung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) der Frage nachgegegangen, wie Finanzmarktakteure mit ihrem Investitionsverhalten zu einer ökologisch und sozial nachhaltigeren Entwicklung beitragen können, die im Einklang mit den planetaren Grenzen und den Pariser Klimazielen steht. Andererseits werden die Auswirkungen einer deutlich ambitionierteren Umweltpolitik als bisher, eines konsequenten Divestments aus umweltschädlichen Finanzprodukten und Branchen sowie ausbleibenden Wirtschaftswachstums diskutiert. Wie würden sich diese auf Finanzmarktstabilität und Wirtschaftswachstum auswirken? Würde ein ausbleibendes gesamtwirtschaftliches Wachstum, eine Schrumpfung oder branchenspezifisch stark divergierende Entwicklungen das System gefährden? Sind stabile Finanzmärkte ohne Wachstum denkbar oder zwingen sie die Politik geradezu ökologisch problematische Wachstumspolitiken zu verfolgen? Und ist ein Green New Deal wirklich die Antwort auf (fast alle) Probleme? Was tun wir, wenn eine Green Growth-Strategie an ihr Ende kommt und zentrale Nachhaltigkeitsziele nicht erreicht werden?
Ausgehend von diesen komplexen und miteinander verwobenen Fragestellungen lotet das Forum die Potenziale aus, die in einer stärkeren Wachstumsunabhängigkeit zentraler gesellschaftlicher Bereiche für nachhaltigkeitsdienliche und stabile Finanzmärkte liegen könnten. Dabei werden plurale Perspektiven aus Wirtschaft und Wissenschaft eingebunden und ein besonderer Fokus auf einen diskursiven Zugang gelegt.
Es diskutieren:
- Ulrich Petschow, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
- Dr. Peter Heller, Canopus Stiftung
- Prof. Dr. Dorothea Schäfer, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Reinhard Loske, Präsident der Cusanus Hochschule.
Ort: Silent Green, Berlin
Weitere Informationen zum Programm und Vortragenden sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.