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Postwachstumspionier Otto Ullrich ist verstorben

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Diesen Blog gibt es seit vier Jahren. Fragen, die hier gestellt, und Ideen, die hier diskutiert werden, sind allerdings mindestens um den Faktor 10 älter. Otto Ullrich hat seit den 70er Jahren zu Transformationen frühzeitig industrialisierter Gesellschaften hin zu suffizienten Lebensweisen publiziert.

In seinem Buch “Weltniveau. In der Sackgasse des Industriesystems” (1979) suchte er nach einer Utopie einer “nachindustriellen Gesellschaft”. Die Suchrichtung lautete (es lohnt sich, das zu zitieren): Eine Gesellschaft, in der

viele wesentliche Bestimmungsmerkmale des Industriesystems zurückgenommen werden und eine qualitativ neue Richtung eingeschlagen wird. Bei „Zurücknahme“ fällt den phantasielosen Statthaltern von Kapitalgesellschaften, Zentralmächten und großen Maschinen nur ein: zurück auf die Bäume, zurück ins Mittelalter oder zurück zur Natur. Um ein solches Zurück geht es gar nicht, sondern um eine Zurücknahme der Überindustrialisierung, eine relative Zurücknahme industrieller Strukturen, verbunden mit einer qualitativen Neubestimmung der Produktions- und Lebensweise. Dieses Zurück wäre ein Fortschritt, der für die Bevölkerung nicht mit einem „Verzicht“, sondern mit einem „Gewinn“ verbunden ist.” (S. 112f.)

Otto Ullrich reflektierte nicht nur über eine sozial gerechte und ökologisch verträgliche Lebensweise sein Leben lang – hier ist ein Text aus dem Jahr 2011 –, er lebte sie auch vor. Am 7. Januar 2015 ist er verstorben.

Er war einer der Mitbegründer des IÖW – hier ist ein Nachruf des Instituts; und einer der Erfinder von Tempo-30 – hier ein Nachruf von Manfred Kriener in der taz.

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