Rezensionen

Local Money – do it yourself!

Schreibe einen Kommentar

Schafft unser nationales Geld Freiheit und Vertrauen? Oder macht es uns abhängig und wehrlos? Sind wir mit unseren jetzigen Bezahlsystemen vorbereitet auf Extremsituationen wie Peak Oil und Klimawandel? Peter North geht diesen Fragen nach und kommt zu dem Schluss: Wir sind es nicht und wir brauchen kreative, innovative und regionale Ergänzungswährungen. Einen Lösungsansatz bietet North mit dem Handbuch „Local Money – How to make it happen in your community”.

Lokales Geld soll die lokale Wirtschaft und den Zusammenhalt unter den Bürgern stützen. Durch die Gestaltungsfreiheit des eigenen Zahlungsmittels ergänzend zur Nationalwährung kann Geld an die Bedürfnisse einer Gemeinde oder Region angepasst werden. Emanzipation, Widerstandsfähigkeit und letztendlich die Chance, sich durch die transformativen Geldsysteme (Transition Money) als Gemeinschaft auf die Zeit nach dem Ölfördermaximum und unter den Bedingungen des Klimawandels vorzubereiten, bilden den Kern der Ziele von lokalen Währungen.
Die heute existierenden lokalen Währungen sind dabei so vielfältig wie die experimentierfreudigen Bürgerbewegungen und Interessensgruppen, die sie weltweit einführen, vorantreiben und weiterentwickeln. Deutsches Regiogeld wie der Chiemgauer soll lokale Produktion stimulieren und durch schwindenden Wert im Zeitverlauf Handel ankurbeln.

Statt einer lokalen Papier- oder Münzwährung fokussiert sich das System der Zeit-Banken (Time Bankings) auf einen gegenseitigen Leistungsaustausch der Mitglieder. Durch eine Stunde Arbeit für ein anderes Mitglied der Bank können Teilnehmende des Time Banking Systems selbst eine Stunde Guthaben erwerben und später einlösen. Eine Stunde Arbeit ist immer gleich viel Wert, ob sie durch Gartenarbeit oder Nachhilfe erworben wird. In Sheffield, Bath, Wellington oder Swindon bilden Menschen so genannte lokale Tauschhandelssysteme (local exchange trading systems, kurz LETS), indem sie ihre Fähigkeiten im Austausch gegen eine lokale Währung anbieten.

Stolpersteine und Erfolgsfaktoren von Lokalwährungen sind ebenso Teil von Peter Norths Handbuch wie die Ermutigung für alle Leserinnen und Leser, aktiv eine eigene Währung zu gestalten und zur Wiederherstellung der Widerstandsfähigkeit der eigenen Gemeinschaft beizutragen. Damit baut er Hemmungen und Vorurteile ab, schafft im lockeren Do-it-yourself-Stil Lust auf das Experimentieren mit Alternativwährungen.
Die bleibende Frage ist, in wie weit transformative Geldsysteme eine Gemeinschaft oder eine Gruppe von Aktivisten wirklich auf Extremsituationen wie das Überschreiten des Ölfördermaximums oder Klimawandel vorbereiten kann oder ob dazu nicht ein viel umfangreicherer Wandel in der ganzen Gesellschaft und Politik vonnöten ist. Ein Wandel, der weit über unsere Bezahlsysteme hinausgeht.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Seminars „Postwachstumsökonomie“ an der Universität Witten/Herdecke in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.