Die internationalen Klima- und Entwicklungsziele erfordern eine grundsätzliche Veränderung der Wirtschaftsweise des globalen Nordens innerhalb weniger Jahrzehnte. Bisher scheitern viele ambitionierte umweltpolitische Initiativen – nicht zuletzt, weil sie vielfach „unter Wachstumsvorbehalt“ gestellt werden: Maßnahmen sollen sich nicht negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken, da dies die Stabilität wichtiger gesellschaftlicher Systeme wie der Renten- und Krankenversicherung oder die Erfolge am Arbeitsmarkt gefährde. Zugleich gelingt es vielen Industrienationen nicht mehr, die Wachstumsraten vergangener Jahrzehnte zu erreichen. Es ist erforderlich, Pfade zu entwickeln, die weitreichende Nachhaltigkeitspolitiken und neue Wohlfahrtskonzepte ermöglichen.
Die Konferenz „Herausforderung Wachstumsunabhängigkeit – Ansätze zur Integration von Umwelt-, Sozial- und Wirtschaftspolitik“ geht diesen Fragen am 5. November in Berlin nach. Sie bringt verschiedene inhaltliche und theoretischen Perspektiven zusammen und lotet Chancen und Herausforderungen aus, die mit der Strategie einer stärkeren Wachstumsunabhängigkeit wichtiger gesellschaftlicher Systeme und Institutionen verbunden sind.
Den Ausgangspunkt bilden die zentralen Ergebnisse des Forschungsvorhabens „Ansätze zur Ressourcenschonung im Kontext von Postwachstumskonzepten“, das im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt wurde. Mit der „vorsorgeorientierten Postwachstumsposition“ stellt das Projektteam bestehend aus dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), dem RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und dem Wuppertal Institut für Umwelt, Klima, Energie einen neuen Vorschlag zur Diskussion. Kann dieser Ansatz zu einem neuen Konsens in der Nachhaltigkeitsdebatte führen? Welche praktischen Konsequenzen ergeben sich daraus?
Auf der Konferenz diskutieren u.a. Prof. Dr. Angelika Zahrnt (BUND), Prof. Dr. Reinhard Loske (Universität Witten/Herdecke), Dr. Hubertus Bardt (Institut der deutschen Wirtschaft) und Prof. Dr. Uwe Schneidewind (Wuppertal Institut).
Sechs Workshops bieten die Möglichkeit, verschiedene Themen zu vertiefen und zu diskutieren. Im Vordergrund stehen die Begründung und Diskussion der vorsorgeorientierten Postwachstumsposition (Workshop 1) sowie die Frage, wie die Wachstumsabhängigkeit relevanter gesellschaftlicher Bereiche reduziert werden kann. Zwei Workshops beschäftigen sich mit entsprechenden Konzepten für die Renten- und Krankenversicherung (Workshop 2) sowie für den Bereich der Beschäftigung (Workshop 5). Ein weiterer Workshop geht daher der Frage nach, ob es sinnvoll und praktikabel ist, Wachstumstreiber zu steuern und/oder zu begrenzen (Workshop 3). In Workshop 4 wird die Frage der Ressourcenschonung diskutiert und geprüft, welchen Beitrag Instrumente und Ansätze aus dem Postwachstumsdiskurs dazu leisten können (Workshop 4). Workshop 6 stellt schließlich Bezüge zur Debatte um Resilienz und zu neueren Erkenntnissen der Transitionsforschung her.
Zu den Workshops tragen u.a. Dr. Matthias Schmelzer (Konzeptwerk Neue Ökonomie), Prof. Dr. Matthias Kalkuhl (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change), Prof. Dr. Beate Jochimsen (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin), Prof. Dr. Irmi Seidl (Eidg. Forschungsanstalt WSL), Dr. Birgit Peuker (Institut für Sozialinnovation Consulting), Prof. Dr. Tilman Santarius (TU Berlin, IÖW) und Prof. Dr. Jochen Kluve (HU Berlin, RWI) bei.
Weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.
Datum: Montag, 5. November 2018, 9:45-17:30 Uhr
Ort: Hotel Aquino, Hannoversche Straße 5B, 10115 Berlin
Veranstalter: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
Im Auftrag des Umweltbundesamtes.