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Die theoretische Einseitigkeit der Wachstumskritik

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Theorie-Immunität auf beiden Seiten

Trotz intensivierter Anstrengungen schafft es das Thema Wachstumskritik nicht, dauerhaft in den gesellschaftlichen Debattenraum aufzusteigen. Es flackert immer mal wieder auf, wird jedoch seinen utopischen Charakter nicht los. Mich wundert das nicht: Die theoretische Fundierung der Wachstumskritik ist in weiten Teilen so einseitig, dass „die andere Seite“ (und damit auch der gesellschaftliche Mainstream) uns zu Recht nicht ernst nimmt.

Sowohl Ursachenanalysen als auch Politikvorschläge sind theoretisch nur mit den „eigenen“ Autor/innen und Ansätzen unterfüttert. Sie sind oft jenseits elementarer ökonomischer Rationalität, ignorieren empirische Fakten und haben manchmal nur die zweifelhafte Qualität, irgendwie „moralisch richtig“ zu sein. Der „anderen Seite“ kann man zwar ähnliche Vorwürfe machen, aber die Bringschuld liegt zunächst bei uns, als Kritiker/innen des Bestehenden.

Der Großteil der Wachstumskritik ist sehr marktkritisch, und die derzeitigen Auswirkungen ungezügelter Marktwirtschaft (auch bekannt als Kapitalismus) sind in der Tat verheerend. Aber die Marktkritik geht mir zu weit, wenn sie Märkte an sich für problematisch hält und entweder „überwinden“ oder zumindest scharf und detailfreudig „an den Rand regulieren“ möchte. Slogans wie „Kooperation ist besser als Konkurrenz“, „Sinn statt Gewinnorientierung“ und „Wir müssen Wirtschaft neu denken“ stellen praktisch alle Elemente „normaler“ Marktwirtschaft unter einen Reformvorbehalt: Privates Eigentum, Geld, Zins und Kredit, Einkommen gemäß dem Markterfolg im Wettbewerb, Gewinnmaximierung, rein monetäre Erfolgsmessung über BIP und Unternehmensbilanz… An dieser Aufzählung macht bereits stutzig, dass die Menschen in ihrer jüngeren Entwicklung anscheinend fast alles falsch gemacht haben: Geld, Märkte, Lohnarbeit – alles nur „erfunden“, um Menschen zu knechten, wie Fabian Scheidler vermutet? Derzeit populäre Reformvorschläge wie die Gemeinwohlökonomie, eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung und das bedingungslose Grundeinkommen sind ein fundamentales Misstrauensvotum gegen den Marktmechanismus als solchen, selbst wenn sie weiterhin marktliche Elemente akzeptieren mögen.

Ich möchte hier für eine differenziertere Sichtweise plädieren, und die beinhaltet (unter anderem) folgende Punkte:

Erstens in Erwägung zu ziehen, dass Geld, Leistungsprinzip und Marktwirtschaft in ihrem Kern Ausdruck weit verbreiteter Gerechtigkeitsprinzipien sind. Wir haben zwar keine Marktwirtschaft, sondern Kapitalismus, aber wir müssen wohlwollender als bisher klären, was der Unterschied ist. Das apokalyptische Programm einer Vernichtung und Neuschöpfung der Ökonomie mag den Charme eines „sauberen Neuanfangs“ verströmen, ignoriert aber wesentliche theoretische und empirische Erkenntnisse. Insgesamt wird aus meiner Sicht eine viel zu große gesellschaftliche Gestaltbarkeit behauptet.

Zweitens sich mit Themen zu beschäftigen, die man nicht mag. Wer Soziobiologie als verkappten Sozialdarwinismus abtut oder Elitentheorie als Versuch der Zementierung ungerechter Verhältnisse, vergibt Erkenntnispotential. Abneigung kann nicht verhindern, dass ungeliebte Theorien richtig sein können, und mitunter ist das eigene Unbehagen eher taktisch motiviert als inhaltlich gerechtfertigt.

Drittens den Theoretiker/innen „der anderen Seite“ zuzugestehen, dass auch sie die Welt lebenswerter machen wollen. Wir dürfen Neoklassiker/innen, Liberale, ja sogar Neoliberale und eiserne Wachstumsbefürworter/innen nicht pauschal eines interessegeleiteten Theorielobbyismus verdächtigen. Für die Qualität eines Argumentes ist es unerheblich, wer es verwendet, und Hayek, Homann, Acemoglu und Robinson schreiben interessante Sachen. Man muss natürlich die Spreu vom Weizen trennen, aber das gilt ja fast noch mehr für „unsere“ Autor/innen. Bei jemandem etwas Interessantes zu finden, heißt ja nicht, sich gleich den gesamten Standpunkt zu eigen machen zu müssen.

Auch taktisch spricht einiges dafür: Was könnte denn erfolgreicher sein, als „die andere Seite“ mit ihren eigenen Waffen zu schlagen? Wer einer Liberalen klarmacht, dass ihre Argumentation dem Leistungsprinzip und damit ihrer eigenen normativen Grundlage widerspricht, dürfte damit mehr kognitive Dissonanz erzeugen als mit der steilen These, das Leistungsprinzip müsse „überwunden“ werden. Ich gebe zu: Das ist viel verlangt, und nicht jede dieser Lektüren macht nur Vergnügen. Aber wir stehen vor der Wahl zwischen intellektueller Redlichkeit und ideologischer Selbstbefriedigung.

Anhand einiger Themen und Autor/innen möchte ich versuchen zu erklären, warum ich Werke „der anderen Seite“ mit Gewinn gelesen habe. Für eine ganze Reihe solcher Texte gibt es gute, neutrale Zusammenfassungen auf meiner Webseite.

Leistungsprinzip

Das Leistungsprinzip könnte man so formulieren: Wer Geld haben will, muss arbeiten, und wer mehr und besser arbeitet, erhält mehr Geld. In Marktgesellschaften definiert „der Markt“, was als „mehr und besser“ gilt (und was nicht), und dementsprechend werden Umsätze und Einkommen dorthin gelenkt, wo das beste „Preis-Leistungs-Verhältnis“ geboten wird. Dieses Verteilungsprinzip ist von mehreren Seiten unter Beschuss. Die Einen stellen es grundsätzlich in Frage und befürworten andere Prinzipien, wie Gleichheit oder Bedarf. Bedingungsloses Grundeinkommen und Kommunismus sind Spielarten davon. Andere kritisieren, dass immer mehr Leistungen dem Marktmechanismus unterworfen würden, die bislang familiär oder ehrenamtlich erbracht worden seien. Sie nehmen nicht am Leistungsprinzip an sich Anstoß, aber an seiner Dominanz und Einseitigkeit. In den Sozialwissenschaften gibt es zudem einen Diskurs, wo das faktische Auseinanderfallen von Leistung und Einkommen thematisiert wird, die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Wer das Leistungsprinzip grundsätzlich ablehnt, begibt sich in einen Gegensatz zum größten Teil der Bevölkerung. „Ehrliche Arbeit“ und mehr Geld für mehr Leistung zählen zum Kern des Gerechtigkeitsempfindens der allermeisten Menschen, und genau darin besteht auch eine spezifische Überzeugungskraft von Marktwirtschaft (Peter Marris, Peter Saunders). Der liberale Moralphilosoph David Miller liest allen Gleichheitsaposteln (inklusive John Rawls) die Leviten, dass sie sich leichthin über eine breite empirische Evidenz hinwegsetzen würden (und vertritt selbst einen pluralistischen Ansatz, mit einer Parallelität der Prinzipien von Leistung, Gleichheit und Bedarf).

Es gibt seit über 50 Jahren eine qualitätsvolle Diskussion über das Leistungsprinzip in Deutschland und im anglo-amerikanischen Raum, und ich finde, dass man sie kennen sollte, bevor man sehr grundsätzlich wird. Produktiv ist meines Erachtens vor allem der sozialwissenschaftliche Diskurs über das Auseinanderfallen von Leistung und Einkommen (z.B. Arbeiten von Sighard Neckel). Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde den vielen anderen leistungslosen Einkommen des Kapitalismus (ökonomisch Renten genannt) noch ein weiteres hinzufügen. Damit würde man dann endgültig auf die vielfältigen positiven (einfachen und robusten) Verteilungsfunktionen verzichten, welche Märkte wahrnehmen können. Sinnvoller wäre es stattdessen, Renten zu identifizieren und zu unterbinden.

Rational Choice

Die „Theorie der rationalen Wahl“ ist diejenige Theoriefamilie in den Sozialwissenschaften (nicht nur in der Ökonomik), die davon ausgeht, dass Menschen unter verschiedenen Alternativen diejenige auswählen, die ihnen den größten subjektiv erwarteten Nutzen bringt (z.B. James Coleman, Hartmut Esser, Siegwart Lindenberg). Menschen sind demnach also Nutzenmaximierer/innen. Diese theoretische Fundierung ist in der Wachstumskritik noch verpönter als das Leistungsprinzip, denn einerseits erscheint vielen die Irrationalität zahlreicher (Konsum-)Entscheidungen allzu offensichtlich, und andererseits hat es die neoklassische Ökonomik fertiggebracht, mit dem Homo oeconomicus eine roboterhafte Karikatur eines vernünftigen Menschen zu liefern, ohne soziale Bindungen und ohne jede Empathie, die nur noch den einzigen Vorteil hat, mathematisch modellierbar zu sein. Somit ist die Klage alt, dass Nutzenmaximierung nur reine Ideologie von Vertreter/innen einer Ellbogengesellschaft sein könne.

Aber auch hier lohnt ein Blick über den Tellerrand, denn mittlerweile hat sich in den Sozialwissenschaften die Lage deutlich entspannt (siehe auch das Standardwerk von Gebhard Kirchgässner). Während die Ökonomik in der Regel weiterhin mit einem sehr reduzierten Homo oeconomicus arbeitet (und dafür weiterhin kritisiert wird), hat sich mit der Rational-Choice-Theorie eine eigenständige soziologische Disziplin entwickelt, die je nach Komplexität des Anwendungsfalles recht flexibel die Grundannahmen (Mikrofundierung) variiert, ohne einen gemeinsamen Kern aufzugeben. Rational-Choice-Theorien erklären soziale Phänomene als Ergebnis individueller Handlungen, die man als rational beschreiben kann – wobei der Grad der Rationalität bereits zu den Variablen gehört: Welche weiteren Aspekte jenseits des Portemonnaies beziehen Menschen in ihre Entscheidungen ein? Das führt dann zu einem Werkzeugkasten, in dem die Full Rationality dem „harten“ Homo oeconomicus der Ökonomik entspricht, wohingegen die Variante der Social Rationality von Siegwart Lindenberg mit ihrer Betonung von Selbstregulierung geradezu holistisch genannt werden kann. Im „Handbook of Rational Choice Social Research“ findet man noch viele weitere interessante Beiträge, u. a. zu Märkten und Marktversagen (Cañón et al.).

Eliten, Macht und Transformation

Eliten und Macht sind weitere „Igitt-Themen“ für viele. Geht es nicht vor allem darum, Eliten und Macht „zu überwinden“? Man kann das so sehen, aber auch das ist sehr einseitig. Wer mit „Eliten“ nur arrogante, machthungrige Menschen assoziiert, erliegt seinen moralischen Reflexen. Eliten sind wahrscheinlich ebenso unvermeidbar wie unverzichtbar für das Funktionieren von Gesellschaften und können (ebenso wie Macht) „im Guten und im Schlechten“ funktionieren.

Eine interessante, weil historisch und geografisch weit ausgreifende Analyse von Transformationsprozessen bieten Daron Acemoglu und James A. Robinson. Diese beiden strammen Wachstumsbefürworter haben natürlich einen sehr einseitigen Blick auf „wirtschaftliche Entwicklung“, dennoch ist ihre Betonung von gesellschaftlichen Institutionen und ihre Analyse von Eliten einfach erhellend. Als interessante Ergänzung dazu habe ich John Higley und Richard Gunther wahrgenommen, die Eliten aus einer mehr politikwissenschaftlichen Perspektive analysieren. An Eliten kommt man nicht vorbei, sie sind wichtig. Im Umkehrschluss ergibt sich daraus: Wenn wir es nicht schaffen, Postwachstumsanalysen und konzepte vorzulegen, welche aktuelle Eliten ins Grübeln bringen, dann können wir uns auf eine lange Überwinterung in der Bedeutungslosigkeit einstellen. Für mich ist das ein ganz wesentlicher Antrieb, nach neuen Fundierungen eines liberalen Politikmodells zu suchen.

Liberalismus und Wettbewerb

Der Liberalismus ist weit davon entfernt, eine einheitliche politische Bewegung zu sein. Der Bogen spannt sich von berüchtigten Ultraliberalen wie Robert Nozick oder Ayn Rand bis zum konzern- und akkumulationskritischen Ordoliberalismus eines Walter Eucken oder Alexander Rüstow. Der Ordoliberalismus (Ordo = lat. für Rahmen) ist meines Erachtens die am stärksten fehlinterpretierte politische Strömung des 20. Jahrhunderts. Die Ordoliberalen betonten die Rolle des Wettbewerbs als Korrektiv monopolistischer Tendenzen und der Akkumulation wirtschaftlicher Macht. Eucken war gegen jede Form der Machtkonzentration, weil er genau wusste, dass einmal etablierte Macht kaum wieder in den Griff zu bekommen ist.

Eucken ist aus meiner Sicht viel radikaler und viel freiheitsliebender als der größte Teil der zeitgenössischen Wachstumskritik, zu deren Tragik es gehört, das Potential der sozialen Institution „Marktwirtschaft“ so gering zu schätzen. Der Ordoliberalismus hat ein geradezu revolutionäres Politikverständnis: Mit wenigen, wohlüberlegten Eingriffen in das Wirtschaftsgeschehen, die einem konsistenten Plan der Machtbegrenzung folgen, wird ein Maximum an Freiheit wirtschaftlicher Entscheidungen des täglichen Lebens und Pluralismus von Lebens- und Arbeitsmodellen erreicht. Dafür braucht man nicht die kollektivistischen Modelle, die viele andere Ansätze prägen.

Die Suche nach dem schwachen Punkt fortsetzen

Solange wir uns selbst so dermaßen uneinig sind, was eigentlich die spezifische Wachstumsdynamik des Kapitalismus ausmacht (siehe die von Oliver Richters und mir analysierte Debatte über Wachstumszwänge), müssen wir uns verstärkt der Theoriesuche zuwenden. Das Argument „Wir haben keine Zeit für noch mehr Theorie, wir müssen handeln!“ finde ich armselig. Ein Ergebnis dieser Denkweise ist das weitgehende Scheitern der Bemühungen um mehr Ressourceneffizienz der letzten 50 Jahre – überaus erfolgreich gehandelt und gleichzeitig von Reboundeffekten konterkariert. „Auf der anderen Seite“ hat man nicht verstanden, was Ressourcenverbrauch (insbesondere Energieverbrauch) ökonomisch bedeutet (hierzu vor allem interessant Reiner Kümmel und Robert U. Ayres/Benjamin Warr), und „auf unserer Seite“ war es nicht vorstellbar, dass es möglicherweise relativ simple (und vom Prinzip her leicht zu behebende) Konstruktionsfehler sein könnten, die Marktwirtschaften in den Kapitalismus und damit uns alle in den Wahnsinn treiben.

 

Einige Literaturverweise

Scheidler, Fabian (2015): Das Ende der Megamaschine – Geschichte einer scheiternden Zivilisation. Promedia Verlag, Wien.

Dench, Geoff (Hrsg.) (2006): The Rise and Rise of Meritocracy. Blackwell Pub. in association with The Political Quarterly, Oxford, UK; Malden, MA. Enthält u. a.:

  • Marris, Peter: Just Rewards: Meritocracy fifty years later.

  • Saunders, Peter: Meritocracy and Popular Legitimacy.

Miller, David (1999): Principles of social justice. Harvard University Press, Cambridge (Mass.).

Kirchgässner, Gebhard (2013): Homo oeconomicus. Das ökonomische Modell individuellen Verhaltens und seine Anwendung in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Mohr Siebeck, Tübingen.

Wittek, Rafael; Snijders, Tom; Nee, Victor (Hrsg.) (2013): The Handbook of Rational Choice Social Research. Stanford Social Sciences. Enthält u. a.

  • Wittek, Rafael; Snijders, Tom; Nee, Victor: Introduction.

  • Lindenberg, Siegwart: Social Rationality, Self-Regulation, and Well-Being: The Regulatory Significance of Needs, Goals, and the Self.
  • Cañón, Carlos; Friebel, Guido; Seabright, Paul: Market Design and Market Failure.

Acemoglu, Daron; Robinson, James A. (2013): Warum Nationen scheitern – Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut. S. Fischer.

Higley, John; Gunther, Richard (Hrsg.) (1992): Elites and Democratic Consolidation in Latin America and Southern Europe. Cambridge University Press, New York.

Eucken, Walter (2012/1950): Wirtschaftsmacht und Wirtschaftsordnung – Londoner Vorträge zur Wirtschaftspolitik und zwei Beiträge zur Antimonopolpolitik. Hrsg. vom Walter-Eucken-Archiv. Mit einem Nachwort von Walter Oswalt. LIT Verlag Berlin.

Kümmel, Reiner (2011): The Second Law of Economics. Springer, Heidelberg/Berlin.

Ayres, Robert U.; Warr, Benjamin (2009): The economic growth engine. How energy and work drive material prosperity. Edward Elgar, Cheltenham UK.

2 Kommentare

  1. Dear A. J. Sutter,
    thank you very much for your elaborate, thoughtful and valuable comment.
    Instead of answering your points in detail, let me just sketch the project I am pursuing (which is not recognizable from my blog entry).
    I am convinced that all these authors, be they degrowth or neoclassical or whatever, make good points. I am further convinced that all these people disagree only gradually, not fundamentally (even if it often looks like the latter). In an „Aristotelian“ view, I would say they all search for the „mean between extremes“. Some may overreact a bit on capitalistic or communistic excesses, but all in all, they are searching for truth and something like a just world (we may set aside people like Schmitt for that).
    I am trying to condense these different views into ONE coherent picture. This does not mean to cherry-pick single pieces of thought out of context, but to value their approaches and get their basic ideas right. Most of those authors make mistakes somewhere, but often these mistakes are „socially intelligent“.
    Based on the summarizing work of Jonathan Haidt and Gerd Gigerenzer on intuitions I basically try to understand the social intuitions of capitalism, communism and all the other -ism’s. Sociobiology is valuable because we can’t get rid of our roots. Rational choice is valuable because people are more or less economic rationalists. But when it comes to politics, people are much more social constructivists, and most of the heated scientific debates are in fact about morality. Rationality, utility, elites, power etc. are /moral/ terms: It is not only what rationality /is/, but also what /shall/ be accepted as good reasons. It is not only about what power /is/, but who /shall/ exercise it. But the contention about all that is (must be!) rationalist which explains the shelf meters of literature.
    On the behalf of degrowth, most of the activists are economic constructivists, and the basic mistake they make is to fully neglect that economics is more or less rational (forget about the minor irrationalities).
    On that, I am writing a lengthy book, because it is not an idea that can be explained in a few sentences. Not sure when it will be ready.

  2. A.J. Sutter sagt am 1. April 2017

    Please forgive me for writing in English.

    A. Your general point — which I will paraphrase by saying that critics of growth ought to look more closely at the foundations of the “-isms” they criticize, instead of rejecting them with a facile label — is a good one. By that I don’t necessarily mean that one need agree that sociobiology, rational choice theory, etc,. are appropriate tools, but rather that one who argues they aren’t should be able to articulate reasons that are „inhaltlich gerechtfertgt” and go beyond slogans. And unfortunately there is a lot of slogan-based argument in growth criticism.

    B. On some of the particular points you make in the first part of your essay:

    (i) »Wir haben zwar keine Marktwirtschaft, sondern Kapitalismus, aber wir müssen wohlwollender als bisher klären, was der Unterschied ist« : to this point, see especially the work of Vera and Stefano Zamagni on cooperatives [1]. They point out that worker cooperatives and non-capitalistic, but very much participate in the market economy. One must take the bad with the good, however: Philippe Frémeaux also points out that cooperatives can be just as awful as capitalistic actors, e.g. cooperative financial institutions [2]. More generally, see the work of Bruni, Zamagni (S.) and others on reviving the 18th Century notion of the (market-based) economia civile [3].

    (ii) »Was könnte denn erfolgreicher sein, als „die andere Seite“ mit ihren eigenen Waffen zu schlagen?«: Again, you’re right — from a rhetorical criterion of “Erfolg,” at least. Which is why more people ought to be familiar with the Sonnenschein-Mantel-Debreu theorem, for example, which shows the difficulty of general equilibrium theories and the principle of microfoundations, as exposed by neoclassical economists (see esp. [4] and [5] for some good expositions).

    Here is an even simpler inconsistency, more directly relevant to growth: Microeconomics says that market prices are arbitrary, and that all that matters are preference orderings (e.g. [6]). And yet GDP is based on aggregating actual market prices, and policy is based on making that aggregate grow. If the prices are arbitrary and ordinal, why should the cardinal size of their aggregate matter [7]?

    However, this doesn’t mean that an “internal” critique is the only justifiable one. For example, astrology might be an internally consistent and data-based theory, but the problem is that its premises are wrong. Internal critiques aren’t always well-adapted for critiquing premises. A more direct example: rational choice theory, which is based on subjective utility, is often used as a basis for policy recommendations. One can argue that it is inappropriate to use subjective utility as a foundation of policy recommendations. But that is difficult to do from “inside” rational choice theory.

    (iii) »Für die Qualität eines Argumentes ist es unerheblich, wer es verwendet, und Hayek, Homann, Acemoglu und Robinson schreiben interessante Sachen.«: This is more contestable as an absolute statement. It may lead one to take argument out of context, which can lead to confusion or error. Such an exercise must be used with caution. We’re accustomed, and I believe justifiably, to find merit in Plato, Aristotle and Thucydides even though they came from a society where slavery was an institution. Perhaps with less justification, because he is so much closer to our own era, we remember Ivan Illich’s wonderful concept of conviviality without construing it in light of his somewhat less attractive views on gender. And an enthusiastic Nazi like Carl Schmitt, currently undergoing a revival at least in the US, does not deserve any such deference, I suggest.

    Sources like Illich, Acemoglu & Robinson or even Hayek are of course nowhere near so toxic as Schmitt. Still, an understanding of the ideological context of their remarks is important. Neoclassical economics itself is based on many ideological assumptions (not necessarily sortable into left- and right-categories, but assumptions about anthropology, etc.). These ideological assumptions may be incorrectly presented as fact, or they may simply be ones with which one does not agree on other philosophical or political grounds — e.g. the application of methodological individualism to the political sphere. So some care is advisable to see whether a particular argument by any particular author is really separable from those assumptions. Particularly in the context of growth criticism, there are also certain less progressive thinkers such as Meinhard Miegel and Alain de Benoist: accepting such writers as intellectual allies is not a step to be taken lightly, since they come with certain baggage.

    C. Finally, there is another type of “Einseitigkeit” that this post does not address, which is the uncritical approach most growth critics take to the “canonical” thinkers in that field.

    Nowadays décroissance and degrowth are pretty much identified with Latouche (it was not always thus). Few point out that his rhetoric is often rather puffed-up, general and not so useful for practical application, and his idea of a globalized degrowth is pretty much impossible to implement politically. An even better example, because more widely revered, is Georgescu-Roegen: it should be possible to recognize both his valuable emphasis on the physical embeddedness of economic production, and the fact that he was often imprecise, confused or outright mistaken about entropy and other aspects of physics [8]. Yet few if any growth critics take notice of the latter, and others, when they do remark on some weakness in NG-R’s theory, tie themselves in knots to excuse them [9].

    If your post is a plea for a more pluralistic attitude within the postgrowth/degrowth movement, then I concur. That should include room not only for scholars and advocates who undertake a more thoughtful critical reading of mainstream economists, but also for those who take a similar approach to the movement’s key thoughts and thinkers, including its “saints.”

    REFERENCES
    [1] Zamagni, Stefano & Zamagni, Vera. (2008) La cooperazione. Bologna: Il Mulino.

    [2] Frémeaux, Philippe. (2011) La Nouvelle Alternative ? Enquête sur l’économie sociale et solidaire. Paris: Les Petits Matins.

    [3] Bruni, Luigino & Zamagni, Stefano. (2004) Economia civile. Efficienza, equità, felicità pubblica. Bologna: Il Mulino.

    [4] Keen, Steve. (2011) Debunking Economics: The Naked Emperor Dethroned? Revised and expanded edition. London: Zed Books.

    [5] Mirowski, Philip & Hands, D. Wade (Eds.) (2006) Agreement on Demand: Consumer Theory in the Twentieth Century. History of Political Economy Annual Supplement. Durham, NC: Duke University Press.

    [6] Debreu, Gerard. (1972) [1959] Theory of Value: An Axiomatic Analysis of Economic Equilibrium. New Haven: Yale University Press.

    [7] Sutter, Andrew J. (2012) Keizai seichou shinwa no owari. Tokyo: Kodansha Gendai Shinsho. An English-language version of a very early form of the argument appears in Sutter, Andrew J. (2010) “Unlimited Growth and Innovation: Paradise or Paradox?”,

    [8] Kåberger, Tomas & Månsson, Begnt (2001) “Entropy and economic processes — physics perspectives.” Ecological Economics 36, 165–179.

    [9] E.g., “‘We can recylce used metal coins, but not the molecules of copper dispersed through their use” [footnote omitted]. This phenomenon, which Nicholas Georgescu-Roegen called the ‘fourth law of thermodynamics,’ may be debatable as a matter of pure theory, but not at all as a matter of concrete economics. The impossibility of unlimited growth that follows from it [l’impossibilité qui s’ensuit d’une croissance illimitée] doesn’t imply, according to him, a program of zero growth, but of a necessary degrowth [décroissance]. …In short, the economic process is entropic in nature.” Latouche, Serge (2002), “A bas le développement durable ! Vive la décroissance conviviale !,” originally published in Silence, available at (my translation). Given that the “fourth law” isn’t physically valid, no “impossibility” can be deduced from it; and the “entropic” nature of economic activity is either a trivial truism or a non sequitur from the statements in the passage.

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