Standpunkte Unternehmen

Das Unternehmen und Gemeinwohl

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“KWB Die Biomasseheizung” hat als zweites Unternehmen die Gemeinwohl-Ökonomie offiziell unterstützt und in der mittlerweile dreijährigen Zusammenarbeit mit Christian Felber bereits eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt. Als Geschäftsführer möchte ich in diesem Beitrag aus meiner subjektiven Sicht darstellen, vor welchen Herausforderungen die gegenwärtige Wirtschaftsweise steht, und erläutern, warum unser Unternehmen sich darauf begibt, das Gemeinwohl zu bilanzieren. Dieses Thema ist jedoch gerade in unserer Zeit dermaßen umfassend, spannend und polarisierend, dass es beim Versuch bleibt.

Die Herausforderungen heutigen Wirtschaftens

Wir alle wissen, zumindest wird es von verschiedensten Seiten wie z.B. der Politik, Wirtschaft und Kirche so kommuniziert, dass es eine Änderung in der wirtschaftlichen Ausrichtung geben muss. Finanzkrise, Bankenkrise, Wirtschaftskrise (Irland, Portugal, Griechenland, Spanien…), Vertrauensschwund, Sinnkrise! Um nur einige Schlagworte zu nennen. Dazu global gesehen die drohende Klimaveränderung, Energieverknappung (Atomkatastrophe), steigende Hungersnot versus Überflussgesellschaft, sowie das Auseinanderklaffen zwischen arm und reich.

Spekulationen im Rohstoff- Futter- Lebensmittel und Energiesektor. Verabschiedung von der Realwirtschaft, hin zur Finanzwirtschaft mit allen uns bekannten negativen Folgen. Der neueste, noch nicht veröffentlichte Bericht der IEA (Internationale Energieagentur) spricht von einem vergeblichen Versuch die Erderwärmung bis 2020 auf max. 2°C zu begrenzen. Ein Scheitern würde, und da sind sich inzwischen alle Experten einig, katastrophale Auswirkungen auf unser Klima nach sich ziehen.  Ich könnte diese Aufzählung noch lange fortsetzen, es genügt, täglich die Meldungen in den Medien, egal ob Radio, Fernsehen, Zeitung oder Internet, zu verfolgen.

Würden wir uns ausschließlich danach ausrichten und ohne Wertehaltung durchs Leben gehen, müssten wir uns nach dem Motto, „Hinter mir die Sintflut“ verhalten. Gott sei Dank ist dem nicht so. Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Das ist wesentlich mehr als nur die Sucht nach mehr an materiellen Dingen. Studien zeigen, dass in Mitteleuropa die persönliche Zufriedenheit, das Glücksgefühl, ab einem Nettoeinkommen größer € 2.000,- nicht mehr steigt, sondern sogar zurückgeht. Neueste Erkenntnisse aus der Hirnforschung[1] belegen, was wir fühlen. Der „Körper“ weiß mehr als der Verstand, wir brauchen uns gegenseitig, Gold und Geld sind kein Ersatz für Zärtlichkeit, ehrliche Liebe hat heilsame Wirkung.

Drei Dinge prägen das Bild, welches wir von uns selber haben: Vererbung, Erziehung und Selbsterziehung! Da hake ich ein, es geht letztendlich um uns, unser Verhalten, und um Eigenverantwortung. In einer Zeitschrift konnte ich vor einigen Wochen lesen: „Wir hätten öfters aufstehen müssen und haben es nicht getan. Wir hätten die Stimme erheben müssen und haben geschwiegen. Wir hätten protestieren müssen und haben uns fürs Mitlaufen entschieden. Wir hätten Zivilcourage zeigen müssen….“

Wirtschaft ist aus meiner Sicht nicht der anonyme, grausliche Moloch, der alles vor sich hertreibt und unter sich niederwalzt. Wirtschaft hat ein Gesicht, sie soll zumindest wieder eines bekommen. Unser Gesicht, letztendlich sind wir es, welche an den Hebeln, zugegeben nicht immer ganz frei von äußeren Zwängen, hantieren und Richtung geben. Wirtschaft soll kein unpersönlicher Körper sein, sondern ein zuordenbares, Verantwortung übernehmendes Profil zeigen. Hinter dem wir, besser aber vor dem wir als Verantwortung übernehmendes, einzigartiges Individuum stehen.

Viele dieser Ansätze sind in unserer Vision „Wir geben Energie fürs Leben!“ und in unserem Leitbild verankert. Jetzt werden einige von euch denken: „Bla bla, bla, was schreibt er schon wieder! Schöne Worte, aber wie schaut es in der täglichen Realität aus?“ Ich gebe zu, wir haben noch viel zu tun, nicht alles ist so wie wir uns das vorstellen. Ich stehe aber auch zu der Aussage: „Der gute Wille steht vor dem Werk“. Es geht um unsere Grundhaltung. Da bin ich wieder bei der Gemeinwohlökonomie oder Gemeinwohlwirtschaft.

Lee Lacocca, wohl einer der bekanntesten und berühmtesten Manager aus der Autoindustrie (General Motors) hat einmal folgende Aussage getätigt: „Arbeitsplätze schaffen ist die vornehmste Verpflichtung eines Unternehmens gegenüber der Gemeinschaft“! Ich würde im Sinne der Gemeinwohlökonomie ergänzen: „Arbeitsplätze schaffen, welche sinnstiftend sind, nicht zu Lasten anderer Menschen, der Mit- und Umwelt gehen, ist die vornehmste Verpflichtung eines Unternehmens gegenüber der Gemeinschaft“!

Um auf die von mir eingangs erwähnten Herausforderungen einzugehen: Es ist mir bewusst, es wird kein Honiglecken. Es ist mir aber auch bewusst, nur das Aufzählen der zugegebenermaßen teilweise frustrierenden Entwicklungen ist zu wenig. Es liegt letztendlich bei und an uns aktiv zu werden. Jammern macht es manchmal scheinbar kurzfristig leichter, auf Dauer aber ist es der absolut falsche Ansatz!

Eigenverantwortung und Gemeinwohlökonomie bei KWB

Kurz zur Vorgeschichte. Vor 3 Jahren bekam ich im Rahmen eines ersten Treffens der KWB Gesellschafterinnen und Gesellschafter, zufällig war es der 16.Mai (mein Geburtstag), von unserer lieben Kunstkuratorin Anna Schwinger und ihrem geschätzten Gatten Christoph Loidl (Gründungsgesellschafter) ein Buch geschenkt. Der Autor, Christian Felber, ist der Vordenker und Pionier der Gemeinwohlökonomie. Der Buchtitel „Neue Werte in der Wirtschaft“, besser gesagt die Aussagen und Ansätze, welche im Buch abgebildet sind, haben mich gefesselt. Ich war davon dermaßen begeistert, dass ich den Gesellschaftern den Vorschlag unterbreitete, Christian Felber als Gastreferent zu unserem Konzernforum 2009 zu laden. So war es dann auch. Ich denke, Christian hat uns in seiner Art wach gerüttelt und gleich jedem Teilnehmenden (GesellschafterInnen und Führungskräfte) sein damals neuestes Buch, „Kooperation statt Konkurrenz“, vorgestellt und als Gastgeschenk übergeben.

Die wesentliche Aussage und der Kern der Gemeinwohlwirtschaft liegt in einer Neuausrichtung wirtschaftlichen Handelns auf Gemeinwohlstreben und Kooperation. Unternehmerischer Erfolg soll nicht mehr ausschließlich über die Maximierung von Gewinn definiert werden. Um das auch transparent zu machen, wird versucht, diese Leistung in einer Gemeinwohlbilanz, ähnlich einer betriebswirtschaftlichen Bilanz messbar und sichtbar zu machen. Dazu gibt es erste Entwürfe (Versuche). Sind in einer betriebswirtschaftlichen Bilanz Zahlenwerte wie Umsätze, Vermögen, Finanzierung, Eigenkapital usw…notwendig,  so sind dies in der Gemeinwohlbilanz zentrale Werte wie Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, demokratische Mitbestimmung & Transparenz, immer in Beziehung gesetzt mit Kunden, Partnern, MitarbeiterInnen und der Region. Zusammengefasst und abgebildet wird dies in einer tabellarischen Übersicht (Gemeinwohlmatrix) mit einer Punktebewertung von Null bis Eintausend. Wir als KWB haben uns bereits 2009, als zweiter Betrieb von inzwischen über 450 Unternehmungen in Österreich und Deutschland entschieden, unsere Verbundenheit und Unterstützung dieser Initiative mit einer Unterzeichnung im Buch „Gemeinwohlökonomie“ öffentlich zu dokumentieren. 68 Betriebe, darunter auch KWB, werden versuchen bis zum Herbst des Jahres eine erste Gemeinwohlbilanz zu erstellen. Übernimmt ein Unternehmen Verantwortung für die Region, so sind daraus abgeleitete Maßnahmen näher, unbürokratischer, leistbarer, treffsicherer  und damit auch sozialer. Als Ausgleich für den zusätzlichen (finanziellen) Aufwand soll der Staat denjenigen Unternehmen, welche sich dem Gemeinwohl annehmen, finanzielle Erleichterungen, z.B. geringere Steuersätze, zugestehen.

Neben der grundsätzlichen positiven Einstellung der KWB GesellschafterInnen und dem Führungsteam unterstützen bei KWB federführend, emotional und operativ, Andreas Giselbrecht und Wilhelm Schmidt. Spannend für mich sind auch die externen Reaktionen auf unsere Initiative der Gemeinwohlökonomie. Gab es doch auch scharfe Kritik und negative Kommentare aus dem Bereich der Wirtschaft und der Presse. So nach dem Motto: „Haben die von KWB (Stubenschrott) nicht verstanden? Da geht es doch um eine stille Enteignung der Privatunternehmer!“ Es wird versucht Christian Felber als Wolf im Schafspelz, als kommunistisch angehauchten Revolutionär darzustellen.

Es gibt aber auch die andere Seite. 88% unserer Nachbarn aus  Deutschland und 90% der ÖsterreicherInnen wünschen sich eine neue Wirtschaftsordnung. Die Gemeinwohlökonomie ist eine gute Möglichkeit diesen Wunsch umzusetzen. Viele Menschen, auch aus der Politik und Wirtschaft haben uns inzwischen angesprochen und bestärkt. Eines der bekanntesten österreichischen Institute für Management und Leadership (Hernstein) hat vor einigen  Wochen eine eigene 20-seitige Ausgabe im A3 Format dem Thema Nachhaltigkeit, bzw. „Wirtschaften NEU: Denken in Generationen statt Quartalen“, gewidmet.

Letztendlich geht es nicht um die Verantwortungslosigkeit der Anderen, sondern um die Eigenverantwortung. KWB hat bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass wir bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Allen voraus unser Pionier und Vordenker August Raggam. Auch wenn der Wandel nicht von Heute auf Morgen vollziehbar sein wird, so bin ich zuversichtlich, dass sich die Gemeinwohlökonomie analog zur Biomasse mittelfristig durchsetzt. Nach dem Motto des Philosophen Arthur Schoppenhauer:

„Zuerst wirst du belächelt, dann bekämpft und zuletzt haben es alle gewusst!“

Von Geschäftsführer Erwin Stubenschrott.

Das Unternehmen KWB Die Biomasseheizung

KWB ist einer der größten österreichischen Heizungshersteller im Bereich Biomasse, mit Sitz in St. Margarethen/Raab in der Steiermark. 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 205 in Österreich, erwirtschafteten 2011 knapp 60 Mio. Euro Umsatz. Das Unternehmen betreibt bereits jetzt Niederlassungen in elf Ländern und exportiert vor allem nach Deutschland, Schweiz, Frankreich, Italien, Slowenien und Chile. Die Kernkompetenz von KWB sind Innovationen im Bereich Biomasseheizungen: KWB betreibt das größte private Forschungszentrum Europas für Biomasse in Europa. Außerdem greift KWB auf ein breites Forschungsnetzwerk bis hin zum deutschen Fraunhofer-Institut zurück.


[1] Aus dem Buch „Wie der Mensch denkt“ von Beate Handler.

2 Kommentare

  1. Sie erwähnen ihr Unternehmen hätte die Gemeinwohl-Bilanz erstellt. Könnten sie vielleicht den Link dazu teilen? Vielen Dank im voraus!

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