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Cradle To Cradle® – Wettbewerb ohne Wachstumszwang

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Cradle to Cradle® („Von der Wiege bis zur Wiege“) ist ein Design-Konzept, das die Natur zum Vorbild hat. In der Natur sind alle Produkte eines Stoffwechsel-Prozesses für einen anderen Prozess von Nutzen. Jedes Produkt, mag es noch so sehr als Abfallprodukt erscheinen, ist nützlich. Die Natur kennt darum auch keine Ressourcenknappheit. Sie wächst ohne Wachstumsproblematik. Das ist das Ideal, das die Menschen ebenfalls erreichen müssen.

Produkte nach der Cradle to Cradle®-Konzeption funktionieren genauso. Sie gehen nach Gebrauch in biologische oder technische Stoffkreisläufe zurück, es fehlt daher nie an Ressourcen, Materialien werden immer wieder verwertet. Schon heute produziert Trigema T-Shirts so, dass sie schadstofffrei kompostierbar sind. Schon heute produziert Steelcase Bürostühle so, dass sie demontiert und wiederverwertet werden können – und das sind nur zwei Beispiele. Das Konzept macht die Wachstumsdebatte letztlich von ganz alleine überflüssig. Denn: Hemmungsloser Ressourcenverbrauch mit all seinen ökologischen und gesundheitlichen – also volkswirtschaftlichen Schäden – ist der entscheidende Grund für Kritik an der Wachstumsgläubigkeit. Und diesen ersatzlosen Verbrauch gibt es innerhalb des Cradle to Cradle®-Konzepts nicht.

Wettbewerb um Qualität

Das Design-Konzept arbeitet dennoch im bestehenden ökonomischen System und nutzt den Wettbewerb. Allerdings nicht den des „Höher, schneller, weiter“, sondern den Wettbewerb um Qualität. Wer findet die besten Inhaltsstoffe? Welches Produkt besticht durch die beste Gebrauchsfähigkeit? Wer hat das beste Recyclingsystem aufgebaut, wer den besten Kreislauf für knappe Materialien? Wer bindet seine Kunden am besten in das Kreislaufsystem seiner Produkte ein? Entlang dieser Fragen wird Wettbewerb stattfinden. Cradle to Cradle® befriedigt damit den den Menschen eigenen Wunsch nach Leistung und Kreativität.

Soziale Bedürfnisse

Es befriedigt auch soziale Bedürfnisse, weil es den einzelnen Individuen Ballast nimmt: Sie kaufen keine Waschmaschine, sie kaufen die Leistung des Wäsche Waschens, denn die Maschine bleibt Eigentum des Händlers. Sie kaufen auch keinen Fernseher und müssen sich nicht mit Ausdünstungen und Chemikalien aus dem Gerät auseinander setzen. Sie können Gebrauchsgegenstände besser reparieren, weil schon bei der Konzeption auf eine einfache Demontage Wert gelegt wurde. Sie können und dürfen konsumieren. Denn Verzicht fällt den Menschen schwer. Eine Gesellschaft, die auf dem Grundsatz des Verzichts aufbaut, kann genauso wenig bestehen wie eine, die den Wunsch nach Leistung verkennt.

Postwachstum ohne Umbrüche des Systems

Wir müssen davon ausgehen, dass es nicht möglich ist, das bestehende System mit all seinen Verflechtungen, Interessen, Befindlichkeiten und eingefahrenen Strukturen zu stürzen. Wir können davon ausgehen, dass das auch gar nicht nötig ist. Das Cradle to Cradle®-Design-Konzept ist ein Angebot, das auch in den bestehenden ökonomischen Strukturen funktioniert. Hier liegt die Chance, eine Postwachstumsgesellschaft wirklich umzusetzen.

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