Vom Postwachstum zur De-Globalisierung
Das Erstarkten rechter Globalisierungskritik erfordert von der Degrowth-Bewegung eine neue politische Rolle. Samuel Decker sieht in der ‚solidarischen De-Globalisierung‘ das dringend gesuchte Gegenprojekt.
Pfade in die Postwachstumsgesellschaft
In dieser Rubrik stellen Autor/innen aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ihre Positionen zur Diskussion.
Das Erstarkten rechter Globalisierungskritik erfordert von der Degrowth-Bewegung eine neue politische Rolle. Samuel Decker sieht in der ‚solidarischen De-Globalisierung‘ das dringend gesuchte Gegenprojekt.
Internetplattformen bringen Anbieter/innen und Nachfrager/innen in vielfältiger Weise zusammen und sind mittlerweile unverzichtbar. Dass die prominentesten Akteure der Plattformökonomie – Apple, Google, Microsoft, Amazon, Facebook & Co – die Liste der wertvollsten Unternehmen der Welt anführen, zeigt: Dies ist ein Phänomen von großer Bedeutung. Laura Theuer und Steffen Lange befassen sich mit der Frage: Wie kann diese neue Art des Wirtschaftens demokratisch, zum Wohle der Gesellschaft und im Sinne einer grundlegenden Neuausrichtung unseres Wirtschaftens gemäß sozialer und ökologischer Prinzipien gestaltet werden?
In der Debatte um den geplanten vorzeitigen Verschleiß von Produkten wird weithin noch immer mit einer einseitigen Definition von geplanter Obsoleszenz gearbeitet. Dabei ist die Planung von Obsoleszenzen, konsequent zu Ende gedacht, sogar eine der wichtigsten Grundlagen zur Ermöglichung langer Produktlebensdauern. Für ein konstruktives Verständnis von ‚geplanter Obsoleszenz‘ plädiert Erik Poppe.
Die bislang forcierten, geförderten wie auch geforderten Strategien zum Klimaschutz, Effizienz und Konsistenz, konnten die mit ihnen verbundenen Hoffnungen nicht erfüllen. Technische Innovationen haben nicht zu einer (ausreichenden) Senkung von Treibhausgasemissionen geführt. Das gilt auch für den Bereich Bauen, insbesondere für den Wohnungsbau. Arne Steffen untersucht die Chancen, die Suffizienzpotentiale im Baubereich bergen.
Postwachstum braucht neue Ideen im Rechtswesen. Warum Unternehmen als eigene Rechtspersönlichkeiten definieren, nicht aber die Natur? Der Biokratie-Gedanke findet immer häufiger Eingang ins Rechtswesen: Jüngst wurden sowohl in Neuseeland als auch in Indien Flüsse mit eigenen Rechten ausgestattet. Georg Winter kommentiert diesen beginnenden Paradigmenwechsel.
Die deutschen Klimaziele für 2020 übersteigen das tatsächlich verfügbare, nationale Budget um das 9-fache. Zeit für eine Abkehr vom Wachstumszwang! Philipp Schulte befasst sich damit, wie Juristinnen und Juristen die systematische Überarbeitung des Rechts für eine Postwachstumsgesellschaft begleiten und dabei praktisches Wissen aus der alltäglichen Konfliktbearbeitung einbringen könnten.
Vom genialen Mathmatiker zum Technologiekritiker und Aktivisten: Marc Hieronimus stellt einen weiteren Vordenker der Décroissance-Bewegung vor, den Gründer der Zeitschrift und gleichnamigen Bewegung „Survivre et Vivre“ Alexander Grothendieck.
Wachstum ist die zentrale Bezugsgröße des Wirtschaftsjournalismus. Felix Holtermann geht der Frage nach, weshalb keine aktuelle wirtschaftsjournalistische Veröffentlichung ohne den impliziten oder expliziten Rückbezug auf das Wachstumsparadigma auskommt.
Die Ungleichheit in den Industrieländern ist enorm gewachsen, der ökologische Fußabdruck gleichzeitig auch. Zu diesem Desaster tragen viele Faktoren bei. Ein Faktor ist, so Norbert Nicoll, die herrschende Lehre von der Wirtschaft, die neoklassisch ausgerichtete Ökonomik.
Neoklassische Modelle erklären Wachstum hauptsächlich über technologischen Fortschritt. Hannes Vetter verweist darauf, dass diese Standardtheorien eine Vielzahl an weiteren Ursachen nicht berücksichtigen und untersucht, welche Rolle technologischer Fortschritt in Postwachstumstheorien spielt.
Sozial-ökologische Bewegungen sollten sich der Digitalisierung nicht prinzipiell verschließen, sondern diese vielmehr mit einem kritischen Blick begleiten und ihre konkrete Ausgestaltung mitbestimmen. Denn neben den zahlreichen Herausforderungen hält sie auch eine Vielzahl an Potentialen bereit: Sie kann nicht zuletzt einen Beitrag zu einer ökologischen und solidarischen Organisation der Wirtschaft leisten und die Vernetzung zwischen Menschen und Bewegungen verstärken. Steffen Lange erläutert seinen Standpunkt.
Der Zeichner und Autor Pierre Fournier war der Hauptinitiator der ersten Anti-Atom-Demo Frankreichs und gehört zu den Gründern der französischen Umweltbewegung. Unerbitterlich schrieb er gegen die Naturzerstörung an. Marc Hieronimus präsentiert in seinem Beitrag einen weiteren Avantgardisten der französischen Décroissance-Bewegung.
Wie wäre es, für Suffizienz nicht mit der Aussage „weil wir die Erde retten müssen“ zu werben, sondern mit „weniger arbeiten, mehr faul rumliegen“? Jochen Dallmer wirbt für eine Argumentations- und Kommunikationsweise, die sich auf die Vorteile konzentriert, die aus weniger wirtschaftlicher Aktivität resultieren: Weg von der Askese, hin zum (Öko-)Hedonismus.
Viele große Vordenker/innen der französischen Décroissance-Bewegung sind in Vergessenheit geraten oder waren einer deutschsprachigen Leserschaft bisher nicht zugänglich. Marc Hieronimus präsentiert in seiner Kolumne die geniale, aber nicht minder radikale französische Avantgarde der Wachstumskritik. Den Auftakt bildet Jacques Ellul, vehementer Kritiker dessen, was er als „Technique“ bezeichnet und sich nur unzureichend mit Technologie übersetzen lässt.
Viele Ansätze, die im Rahmen der Frage nach der möglichen Ausgestaltung einer Postwachstumsgesellschaft diskutiert werden, sind in kritischen Positionen und alternativen Visionen des 19. Jahrhunderts verwurzelt. Von welcher erstaunlichen Aktualität die Gedanken von John Ruskin und seinem Zeitgenossen William Morris zeugen, erläutert Christine Ax.
Die vergangenen Mittwoch von Bundesminister Christian Schmidt präsentierte Neuauflage der Charta für Holz setzt auf Strategien, die den Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung zu unterlaufen drohen. Ein Kommentar von Stephen Wehner.
Laura Spengler erläutert, warum sich effektive Suffizienzpolitiken schwer allein mit dem Verweis auf das „gute Leben“ rechtfertigen lassen. Sie spricht sich stattdessen für eine Argumentation aus, die Freiheitseinschränkungen aufgrund von Suffizienzpolitik über das breit akzeptierte, liberale Schadensprinzip begründet.
Welche theoretischen Herausforderungen stellen sich den Denker/innen einer vom Wachstumsparadigma losgelösten Gesellschaft? Andreas Siemoneit wirft einen selbstkritischen Blick auf die Postwachstumsbewegung und fordert die Wachstumskritiker/innen zu einer differenzierteren Argumentation auf, die nicht nur die „eigenen“ Autor/innen berücksichtigt.
Der Weltressourcenrat der Vereinten Nationen hat seinen neuesten Grundlagenbericht veröffentlicht. Die prognostizierte Verdoppelung des globalen Ressourcenverbrauchs könne durch weitere Effizienzsteigerungen abgewendet werden und die Weltwirtschaft dabei sogar noch weiter wachsen. Doch geht die Rechnung wirklich auf, ohne dass wir umfassendere Maßnahmen ergreifen? Ein Kommentar von Rudi Kurz.
Kapitalismus- und werbekritisch sind sie, die (Vor-)Denker/innen der französischen Décroissance-Bewegung. Sie eint zudem auch ihr geringer Bekanntheitsgrad im deutschsprachigen Raum. Marc Hieronimus hat ein Buch über die Wachstumskritiker/innen unseres Nachbarlands geschrieben und wird in den nächsten Wochen ausgewählte Vertreter/innen in seiner Kolumne auf dem Blog Postwachstum vorstellen.
Wachstumsziele liefern oftmals Argumente für sozialpolitische Strategien. Die Europäische Gleichberechtigungsstrategie baut beispielsweise zu einem großen Teil auf den Zugang von Frauen zum Arbeitsmarkt. Eine hohe weibliche Beschäftigungsrate soll dazu beitragen, Wachstum anzukurbeln. Die EU versäumt es so, Gleichberechtigung der Geschlechter als universelles Ziel zu formulieren. Dieser blinde Fleck äußert sich vor allem in Bezug auf Betreuungsarbeiten im Haushalt. Nina Prehm zeigt, dass ein Wandel in der Geschlechterpolitik darüber hinaus auch Argumente für eine Postwachstumsgesellschaft liefern kann.
Stephen Wehner richtet den Blick auf die Schäden, die unsere wachstumsfixierte Wirtschaftsweise an unseren Wäldern verursacht und erläutert, warum ein grünes Wachstum in der Holzwirtschaft alles andere als eine sinnvolle Nachhaltigkeitsstrategie darstellt.
Inwiefern unterscheidet sich die zunehmende Digitalisierung von anderen sogenannten „Megatrends“? Und leistet sie einen Beitrag zur Lösung der großen Probleme unserer Zeit oder entstehen durch sie neue Herausforderungen? Dass dies wesentlich von ihrer Instrumentalisierung durch die Gesellschaft abhängt, erläutert Tilman Santarius.
In seiner Replik auf den Beitrag von Harald Wieser hebt Stefan Schridde die Bedeutung von mehr Trennschärfe in der Thematisierung der anthropogenen Obsoleszenzausprägungen durch Wissenschaft und Politik hervor. Um die Schadfolgen der geplanten Obsoleszenz zu überwinden sei eine Erforschung und Adressierung der betrieblichen Verantwortungsebene unumgänglich.
Sind Fälle geplanter Obsoleszenz eine Ausnahme oder doch die Regel? Wird durch die Konzentration auf diese Frage eine sachliche Debatte um die Ausgestaltung einer Suffizienzpolitik obstruiert? Harald Wieser plädiert stattdessen für einen weitreichenderen Diskurs, der die Verantwortung von Produzent/innen und der Konsument/innen gleichermaßen berücksichtigt.
Hermann E. Ott und Matthias Zimmer kommentieren den Bericht der Bundesregierung zur Lebensqualität in Deutschland und erläutern warum sich dieser weder zur Politikgestaltung noch als Rezept zur Wohlfahrtsmessung eignet.
Welche guten Gründe sprechen für die Aufgabe des Wachstumsparadigmas? Matthias Schmelzer antwortet auf einen kritischen FAZ-Beitrag von Rainer Hank zur Degrowth-Bewegung. Eine Kurzversion dieser Replik ist am 23.10.2016 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erschienen.
Welche Prinzipien liegen der genossenschaftlichen Organisationsform zugrunde? Burghard Flieger zeigt, dass der Genossenschaftsgedanke eine fruchtbare Basis für die wirtschaftlichen Strukturen einer Postwachstumsgesellschaft darstellen kann.
Michael Kopatz plädiert in seinem neuen Buch für veränderte Rahmenbedingungen, die einen ökologischen Alltag erleichtern – beispielsweise in Form von kooperativer und regionaler Wirtschaftsförderung. Angelika Zahrnt erläutert, warum dies eine fruchtbare Idee für die konkrete Ausgestaltung einer Suffizienzpolitik ist.
Wir benötigen dringend Antworten auf die Frage nach der Ausgestaltung einer von kapitalistischen Zwängen befreiten Demokratie, die zudem dem Erstarken rechter Tendenzen entgegenwirken kann. Aber sind diese vielleicht bereits vorhanden? Davon ist Friederike Habermann überzeugt: Grundsteine erkennt sie in Repaircafés, in Umsonstläden, in denen Güter losgelöst von einer unmittelbaren Tauschlogik bereitgestellt werden, und in alternativen Produktionsformen wie einer solidarischen Landwirtschaft oder Crowdsourcing. Während Autoren wie Jeremy Rifkin und Paul Mason in den technologischen Entwicklungen die Basis für eine grundlegende wirtschaftliche und politische Transformation sehen, betont sie die Bedeutung der ihr zugrundeliegenden gesellschaftlichen Logiken.
Eine Postwachstumsgesellschaft braucht optimistische Weltbürger/innen, die verantwortungsbewusst handeln statt in Anbetracht der überwältigenden Herausforderungen unserer Zeit zu resignieren. Josef Senft bedient sich einer Analogie, um ein mögliches neues Narrativ zu beschreiben, das diesem emanzipatorischen Anspruch gerecht wird.
Das Elektroauto gilt als Hoffungsträger für die Dekarbonisierung des Verkehrs. Es suggeriert ein „Weiter so!“ und ist entsprechend willkommen. Die Kehrseite des „Elektro“-Labels beleuchten Helmut Holzapfel und Wolfgang Lohbeck.
Degrowth-Konferenzen sind nicht nur spannend, weil dort ganz drängende Fragen unserer Zeit mit meist sympathischen Menschen in bunter Zusammenkunft aus Süd, Ost und West diskutiert werden. Sondern auch, weil dort unterschiedliche Formate und Herangehensweisen, wie gesellschaftlicher Wandel ins Werk gesetzt werden können, unter einem Dach diskutiert werden.
Welche konkreten Beiträge liefern feministische Care-Perspektiven für die Neudefinitionen von Wachstum und Effizienz, die mit der Logik der Akkumulation und privater Wohlstandsanhäufung brechen? Dieser Frage geht Christa Wichterich in ihrem Artikel nach.
Christa Wichterich zeigt in ihrem Beitrag, dass aus feministisch-ökonomischer Perspektive die Care-Arbeit und ihre intrinsische Logik ein Dreh- und Angelpunkt für Strategien der Entschleunigung, der Qualitäts- und sozialen Sicherung sowie des Wohlergehens sind.
Im zweiten Teil ihres Artikels ordnet Stefanie Geiselhardt aktuelle Schlagwörter wie qualitatives Wachstum oder Green Economy in den Kontext ihrer bisherigen Überlegungen ein und formuliert Anforderungen, die sie an eine zukunftsorientierte Politik stellt.
Wachstum hat sowohl in der Natur als auch in der Wirtschaft einen hohen Stellenwert bei der Ressourcenallokation. Der Aufbruch ins ökonomische Postwachstum braucht darum vor allem eins: ein genaues Verständnis davon, was Wachstum ist. Anhand von Beispielen aus der unbelebten und belebten Natur stellt Stefanie Geiselhardt dar, wie Wachstum angetrieben und reguliert wird und wo die Parallelen zwischen natürlichem und anthropogenem Wachstum liegen. Dabei bewegt sie sich auf verschiedenen Ebenen vom Individuum über Populationen und die Weltbevölkerung bis hin zu Mikro- und Makroökonomie.
Dag Schulze erläutert in diesem Artikel sein Modell eines Gleichgewichtsgelds und dessen Beitrag zu einem wachstumsneutralen und selbstregulierten Wirtschaftssystem.
Es gibt einen Fetisch in der Umweltdebatte: Effizienz. Effizienz ist das große Versprechen, gleichzeitig mehr haben und weniger verbrauchen zu können. Ernst Ulrich von Weizsäcker hat das in den 1990er Jahren auf die Formel gebracht: «Faktor vier – doppelter Wohlstand, halbierter Naturverbrauch». Marcel Hänggi zeigt diverse Sackgassen des Effizienzversprechens auf und plädiert für ein systemisches Effizienzverständnis.
Werner Rätz und Dagmar Paternoga stellen im Rahmen des Projekts „Degrowth in Bewegung(en)“ das globalisierungskritische Netzwerk Attac vor und erörtern sowohl Parallelen als auch Unterschiede zur Degrowth-Bewegung.
In den letzten Jahren hat der Konvivialismus einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Dabei ist selbst nach einer oberflächlichen Lektüre schnell klar, dass hier eine Nähe zum Konzept und zu der Bewegung des Degrowth besteht. Doch worin besteht die Nähe, und wo liegen die Differenzen? Prof. Frank Adloff rekapituliert in einem Artikel für den Degrowth-Blog, was auf theoretischer und praktischer Ebene unter Degrowth verstanden werden kann und erläutert, welche Vorteile er in einer konvivialistischen Perspektive erkennt.
Ökonom/innen reagieren meist sehr ungehalten oder auch ausweichend auf Wachstumskritik. Doch woher rührt die Wachstumsphilie der Volkswirte? Max Wenzel veranschaulicht, dass der Wachstumsgedanke bereits Bestandteil der neoklassischen Grundannahmen ist.
Anknüpfend an seinen Artikel „Postwachstum und Solidarität mit Geflüchteten“ konkretisiert Dennis Eversberg das Konzept eines substanziellen Demokratieverständnisses. So zeigt er auf, welchen Anspruch ein solch universalistisch gedachter Demokratiebegriff an die Einzelnen stellt: Ohne Selbstreflexion und –relativierung kann weder eine Postwachstumsgesellschaft realisiert noch Solidarität unter Gleichen gelebt werden.
Was verbindet die gelebte Solidarität mit Geflüchteten und das Engagement für eine Postwachstumsgesellschaft? Beides ist Ausdruck eines substanziellen Demokratieverständnisses, argumentiert Dennis Eversberg. Ausgehend von einem grundlegenden und globalen Gleichheitsanspruch plädiert er für Demokratie als prinzipielle Neuverhandelbarkeit gesellschaftlicher Strukturen, die allen gleichermaßen offen stehen muss.
Dr. Georg Winter sieht in der Ausstattung der Natur mit eigenen Rechten und deren Verankerung in der Verfassung die entscheidende Voraussetzung für das langfristige Gelingen einer sozial und ökologisch nachhaltigen Wirtschaftsweise. Er lädt zum Exkurs in die erweiterte Staatsform der Biokratie ein, die es vermag, eine dauerhafte Durchsetzung der Menschenrechte zu gewährleisten.
Wenn es falsch ist, das Klima zu zerstören, dann ist es falsch von dieser Zerstörung zu profitieren. An diesem Konzept setzt die Strategie Divestment (Desinvestition) an. Tine Langkamp geht in ihrem Artikel der Frage nach, ob Divestment die Transformation hin zu einer Postwachstumsgesellschaft unterstützen kann.
Lasse Thiele zeigt auf, wie die Vermengung mit Neoliberalismus und Austerität die Degrowth-Idee ad absurdum führen kann und wo die Degrowth-Bewegung nach Antworten auf die Krise suchen kann.
Einem bedrohlichen Überfluss bei Teilen der Weltbevölkerung steht unverkennbar Knappheit von Lebensnotwendigem bei einer Vielzahl gegenüber. Ein immer noch viel zu wenig hinterfragtes Wachstumsstreben will dem Mangel entgegenwirken. Statt nur auf den bedrohlichen materiellen Überfluss zu fokussieren, sollte auch ein analysierender und forschender Blick auf Knappheiten geworfen werden. Und zwar insbesondere auf jene, welche die Wirtschaft beherrschen.
Bis vor kurzem noch hätten Begriffe wie „CO2-Bilanz“, „CO2-Fußabdruck“ oder „CO2-Ausgleich“ nur fragende Blicke in der allgemeinen Öffentlichkeit hervorgerufen. Inzwischen sind sie in aller Munde, ganz unabhängig von der Frage, ob sie den notwendigen Klimaschutzzielen überhaupt dienlich sind oder nicht. „Carbon metrics“ sind das Maß aller Dinge in der internationalen Umweltpolitik.
Es ist nicht gewagt, dem Sharing eine große Zukunft zu prophezeien. Aber wie ist dieser Trend zu bewerten? Ist er für Gesellschaften, Ökonomien und Einzelne eher gut und chancenreich oder eher schlecht und risikoreich? Meine Antwort: Die Ökonomie des Teilens kann ebenso zu einem Generator von sozialer Kohäsion und nachhaltiger Entwicklung werden, wie sie zum permanenten Wettbewerb aller gegen alle und zur vollständigen Ökonomisierung unseres Lebens führen kann – bei gleichzeitigem Entstehen von global agierenden Digitalmonopolen mit Hang zum Totalitären.