Standpunkte

Bildung für die Postwachstumsgesellschaft

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Wie lässt sich über Bildung der Weg hin zu einer Postwachstumsgesellschaft ebnen? Die seit Jahrzehnten in unserer Gesellschaft stattfindende Globalisierung, Wachstumsorientierung, Digitalisierung und Enttraditionalisierung verändert deren Strukturen stetig: Herausforderungen wie der demografische Wandel, die nicht mehr zu leugnende Umweltzerstörung, gehäufte Wirtschafts- und Finanzkrisen, eine Zunahme der sozialen Ungleichheit einhergehend mit Migrationsbewegungen werden immer präsenter. Über Jahrtausende altes überliefertes Wissen und weitergegebene Fertigkeiten werden abgelöst von höchst komplexen Formen technischer Errungenschaften sowie der Einführung neuer Medien. Ein daraus resultierender zunehmender Verlust an grundlegender Überlebenskompetenz und Daseinsmächtigkeit (Marianne Gronemeyer) ist spürbar. Wie die Zukunft einmal aussehen wird, kann immer weniger aus der Gegenwart oder Vergangenheit abgeleitet werden.

Der „heutige Mensch“ ist somit immer mehr damit konfrontiert, seine eigene Biographie ohne historisches Vorbild zu gestalten und zwar so, dass der Mensch sowie die Erhaltung der Natur als unsere Lebensgrundlage im Denk- und Handelsfokus stehen mit dem Ziel, das Leben langfristig sicherzustellen, und nicht primär wirtschaftliche und soziale Zwänge. Darauf muss der/die Einzelne im Rahmen einer groß angelegten post-wachstumsorientierten Bildungsinitiative vorbereitet werden. Einer Bildungsinitiative, die folgende Bausteine umfasst:

Genau darauf wird in der Ausbildung zum Coach zur Berufs- und Lebensstilorientierung am Institut für Jugendarbeit Gauting vorbereitet, in einer Bildungsinitiative, die sich mit folgenden Fragestellungen auseinandersetzt:

Baustein Postwachstumsökonomie (PWÖ), PWÖ-Projekte:

  • Wie schaut unsere heutige Gesellschaft aus? Welche Vor- und Nachteile bringt diese Gesellschaftsform mit sich?
  • Wie kann man sich die Postwachstumsökonomie als alternative Wirtschafts- und Lebensform vorstellen? Was macht Postwachstumsökonomie in unserer heutigen Gesellschaft überlebensnotwendig? Welche Werte, welches Gedankengut steckt hinter dieser Ausrichtung? Welche PWÖ-Projekte gibt es? Wie sind diese realisierbar?

Baustein Veränderung:

  • Wie muss sich ein Mensch verhalten, wenn eine Veränderung dauerhaft gelingen soll?
  • Wie kann der Übergang von der Postwachstumsökonomie als Projekt zur Postwachstumsökonomie als gelebter Alltag gelingen?
  • Wie kann den mit jeder Veränderung einhergehenden Unsicherheiten und Ängsten begegnet werden?

Baustein Lebensstil- und Berufsorientierung:

  • Wie will ich eigentlich leben? Welcher Lebensstil entspricht meinen individuellen inneren und äußeren Rhythmen?
  • In welchen Bereichen kann und möchte ich ent“rümpeln“, Wohlstandsballast abwerfen, Reizüberflutung eindämmen und Zeitsouveränität zurückgewinnen?
  • Welche Rolle soll (Erwerbs-)Arbeit spielen? Welche anderen Bereiche sollen mein Leben prägen? Wie kann eine ganzheitlich stimmige postwachstums-orientierte berufliche Neu-Ausrichtung auf dem Spektrum von klassischer Erwerbsarbeit bis hin zu Eigenarbeit unter Berücksichtigung von Existenzsicherung und Tragfähigkeit auch im Alters- und Krankheitsfall gelingen?
  • Wie erfolgt eine Wiederentdeckung von Fähigkeiten und Talenten, die es ermöglichen, das Leben selbstbestimmt(er) zu gestalten?

Baustein soziale Interaktionen:

  • Wie befreie ich mich aus einer wachstums-, leistungs-, konsum- und sicherheitsorientierten, arbeitsmarktkonformen, egozentrierten Sozialisation?
  • Wie können die bei einer konsequenten Veränderung Richtung PWÖ auftretenden Herausforderungen auf der sozialen Interaktionsebene wie Konflikte, Ausgrenzung, Unverständnis von Seiten der Mitmenschen, in Lösung gebracht werden?

Im Rahmen dieser Bildungsinitiative wird somit Wissen um die Notwendigkeit einer Veränderung und um mögliche PWÖ-Projekte vermittelt, Umbruchsituationen werden aktiv gestaltet und die damit einhergehenden Spannungszustände aufgelöst.

Damit dieser Prozess gelingt, wird/ werden:

  • über in die Tiefe gehende Fragen die bisherigen individuellen Lebensbausteine auf den Prüfstand gestellt,
  • beleuchtet, welche Ängste und Selbstwertthematiken eine innere wie auch äußere Bewegung in Richtung mehr individueller Stimmigkeit behindern,
  • über eine klare Positionierung an eine Entscheidung herangeführt an der Schnittstelle: „Wage ich Neues?“ oder „Bleibe ich im Gewohnten verhaftet?“,
  • über gezielte geistige, körperliche und emotionale Übungen und Aufgabenstellungen konkrete Schritte zur Umsetzung erarbeitet, angeleitet und begleitet, damit an die eigenen Ressourcen angebunden und die Basis für eine postwachstumsorientierte Neuausrichtung geschaffen werden kann.

Der Gewinn:

Wer sich auf den skizzierten Bildungsprozess einlässt, gewinnt Zeitsouveränität zurück, führt einen Lebensstil, der den individuellen inneren wie auch äußeren Rhythmen entspricht, stellt die Anbindung an die Natur wieder her und entdeckt seine grundlegenden Fähigkeiten und Talente wieder, die es ermöglichen, das eigene Leben selbstbestimmt zu gestalten.

 

Weitere Informationen zur Ausbildung finden Sie hier.

1 Kommentare

  1. Ganz wesentlich ist meines Erachtens die Befähigung zum und die Fähigkeit des eigenständigen Denkens. Menschen, die das tun, sind mit ihrem Sein und ihrem Leben so verbunden, dass die Fragen, die Sie aufwerfen, von selbst kommen. Und andersrum gibt es oft Prozesse, die zwar das gute wollen. Es aber verhindern, weil sie eine Kultur der Unselbständigkeit befördern. Das gilt es bei allen Bildungsangeboten zu beachten.

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