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11. Sitzung der Enquete-Kommission: „Grenzen des Wachstums“

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In der Sitzung vom 24.10.11 wurden diesmal die „Grenzen des Wachstums“ besprochen. Zu Gast war Dennis L. Meadows, der bereits 1972 einen Bericht für den Club of Rome zu diesem Thema verfasst hat. An dieser Sitzung gab es großes Interesse: Über 50 Personen waren als Zuhörer angemeldet.

In seiner Präsentation hat Dennis Meadows nach 40 Jahren Forschung in diesem Bereich folgende Probleme hervorgehoben:

  • Gesellschaften und Politik verfolgen oftmals nur kurzfristige Ziele (wie bspw. Wirtschaftswachstum). Wenn langfristige Ziele diesen, zumindest auf kurze Sicht, entgegen stehen,  ist der Zeitpunkt der Evaluierung der erreichten Ziele von entscheidender Relevanz (Vgl. Folie 9). Somit muss hier der Zeithorizont der Evaluation vergrößert werden, um langfristigere Ziele verfolgen zu können. Laut Meadows wird es in den nächsten 20 Jahren mehr Wandel in Deutschland und Europa geben als in den letzten 100. Somit befinden wir uns im Moment in einer Zeit des Umbruchs, in der solche Veränderungen hin zu langfristigen Zielen gestaltet werden können bzw. müssen.
  • Aufgrund von der Überschreitung verschiedener planetarischer Grenzen ist es laut Meadows zu spät von „nachhaltiger Entwicklung“ zu sprechen. Eine Entkopplungsvision hält Dennis Meadows für Fantasie und demnach die nachhaltige Entwicklung bzw. nachhaltiges Wirtschaftswachstum für ein Oxymoron. Seiner Meinung nach gehe es eher darum, den Umweltverbrauch friedlich, gerecht und ohne weitere Schädigung zu reduzieren, d.h. die Resilienz von Gesellschaften mit Hilfe von ausreichend Puffer für Engpässe, effizientem Verbrauch und redundanten Systemen  zu erhöhen.
  • Neben der Entwicklung von zukünftigen Technologien braucht es, nach Dennis Meadows, vor allem soziale Indikatoren. Mit solchen könnte die Akzeptanz gesteigert werden, auch langfristige Ziele in den Blick zu nehmen (und somit unter Umständen auf kurzfristigen Nutzen verzichten zu müssen). Für die Entwicklung solcher, die Gesellschaft mitnehmender Indikatoren, braucht es Experimente und Lernen hierüber.

Die Presseerklärung zur Sitzung, die Stellungnahmen von CDU und SPD, sowie die komplette Sitzung sind inzwischen online abrufbar.

Aus der Arbeit der anderen momentan laufenden Projektgruppen gibt es folgendes zu berichten:

PG1 (Stellenwert von Wachstum in Wirtschaft und Gesellschaft): 

Die Mitglieder der PG1 haben angefangen am Bericht zu schreiben, wobei allerdings folgende Fragen noch kontrovers diskutiert werden:

  • Wie ist das Verhältnis/der Zusammenhang von Entwicklung und Wachstum? Gibt es einen systematischen Unterschied? und
  • Geht es um das Wesen des Wachstums an sich oder um die Möglichkeiten und Grenzen der Lenkung von Wachstum?

Des Weiteren wird hier kontrovers darüber diskutiert, ob und in wie weit bereits ordnungspolitische Fragen formuliert und ggf. thematische Handlungsempfehlungen gegeben werden sollen und was der PG4 (Nachhaltig gestaltende Ordnungspolitik), die im Frühjahr nächsten Jahres starten wird, überlassen werden soll.

PG2 (Entwicklung eines ganzheitlichen Wohlstands- bzw. Fortschrittsindikators):  

Die PG2 scheint in grundlegenden Fragen bereits weiter zu sein:

In dieser ist, nach Sachverständigem Meinhard Miegel, bereits Konsens, dass sich der stringente Zusammenhang von Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität aufgehoben hat. Nun stehen Wachstum, Wohlstand und Lebensqualität eher nebeneinander, was allerdings es sehr schwierig macht, eine einzelne Messgröße zu finden, die alle drei Dimensionen erfasst.

Konsens ist auch, dass Wachstum eher das Materielle betrifft, Wohlstand auch materielle Komponenten hat, aber auch einige immaterielle Elemente, und Lebensqualität fast nur noch immaterielle Komponenten beinhaltet, wobei der Übergang fließend ist.

Außerdem liegen die Ergebnisse des einen von der PG2 in Auftrag gegebenen Gutachten vor, welches sich an Medien/Journalisten gerichtet hat, die benennen sollten, welche Kriterien ein Indikator erfüllen sollte, um von den Medien gut kommunizierbar zu sein. Zusammenfassend lautet erstes Ergebnis: möglichst einfacher Index, der international vergleichbar ist, wobei es maßgeblich darauf ankommt, wie gewichtig der Absender des Indexes ist.

PG 3 (Wachstum, Ressourcenverbrauch und technischer Fortschritt – Möglichkeiten und Grenzen der Entkopplung):

Auch in der PG3 kommen die Diskussionen langsam zu den etwas heikleren Themen, nach Auskunft des Projektgruppenleiters allerdings in einem sehr respektvollen Ton, getragen von echtem Erkenntnisinteresse.

Innerhalb der Projektgruppe besteht inzwischen eine Gliederung des Endberichts mit 7 Kapiteln.

Im Zuge der Arbeit in der PG3 wird sich grundsätzlich mit der Möglichkeit der Entkopplung auseinandergesetzt. Für die Untersuchung des Jevons´ Paradoxes  hat die PG eine Metastudie in Auftrag gegeben, welche Ende November erwartet wird.

Innerhalb der Projektgruppe ist es inzwischen Konsens, in vielen Bereichen von Senkung bzw. Reduktion zu sprechen.

Auch der Sachverständigenrat für Umweltfragen, der in der letzten Projektgruppensitzung zu Gast war und sich ebenfalls in einem Gutachten mit ähnlichen Fragen befasst, hat diesen Hinweis dankbar aufgenommen.

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