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Unternehmen in einer Postwachstumsgesellschaft

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Unternehmen spielen in der aktuellen Wachstumskrise und der Diskussion über eine Postwachstumsgesellschaft eine zentrale Rolle. Zum einen findet dort ein Großteil der Energie- und Materialumwandlung statt, zum anderen gehört es zu den Grundannahmen unserer Wachstumsgesellschaften, dass ein – oder gar der – Zweck jedes Unternehmens die Expansion ist. Dieses Wachstumsdogma ist in der Betriebswirtschaftslehre und der Unternehmenswelt tief verankert. Nachhaltigkeit ist zu oft nur ein Lippenbekenntnis: zwar werden Effizienzpotentiale identifiziert und ausgeschöpft und manches Produkt auf eine weniger schädliche Version umgestellt, aber dies nur solange es die Wachstumspotentiale nicht beeinträchtigt. Die Gretchenfrage „Wachstum“ wird umschifft.

Jay W. Forrester, der Begründer der Systemtheorie, die dem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ (1972) an den Club of Rome zugrunde lag, formulierte es 2009 so:

“I think one of the biggest management problems is going to be to understand how to manage a successful nongrowing company – and how to get out of the frame of mind that success is measured only by growth. [ . . . ] I don’t think I’ve heard of that being taught in management schools.”

Nicht nur wird dieses Managementproblem in der betriebswirtschaftlichen Lehre ignoriert, es gibt auch kaum wissenschaftliche Arbeiten dazu. In diese Lücke stösst Dirk Posse mit einem wertvollen Beitrag – und zwar sowohl theoretisch wie auch empirisch.

Er bettet sein Thema – Zukunftsfähige Unternehmen in einer Postwachstumsgesellschaft – mit einer beachtlich breiten Literaturanalyse in seine gesellschaftlichen und politischen Dimensionen ein. Dabei hebt er Schätze älterer Literatur und verarbeitete disziplinenübergreifend verschiedenste Klassiker und aktuelle AutorInnen aus der allgemeinen und kritischen Wachstumsdiskussion, aus der Transitionsforschung, Umweltforschung sowie klassischer und kritischer Betriebswirtschaftslehre.

Er erfasst auch die englischsprachige und französischsprachige Literatur. Über eine Rezeption der Transformationsforschung begründet er, wie Unternehmen Teil der Postwachstumsgesellschaft sein und werden können. Dabei identifiziert Dirk Posse „unternehmerische Wirkungszusammenhänge, die als Wachstumstreiber wirken“ und entwickelt konkrete Strategie- und Handlungsansätze für Unternehmen in einer Postwachstumsgesellschaft. Schließlich untersucht er empirisch, wie es Unternehmen in einem regional ausgerichteten Ernährungsbereich mit dem Wachstum halten. Dazu präsentiert er die Ergebnisse von Fokusgruppendiskussionen und spiegelt die Ergebnisse an seinen vorangehenden Erkenntnissen und Überlegungen.

Diese Arbeit ist eine ausgezeichnete Grundlage für weitere Forschungsarbeiten und ich freue mich, dass sie nun öffentlich zugänglich gemacht wird. Ich wünsche viel Freude bei der Lektüre.


Dirk Posse
Zukunftsfähige Unternehmen in einer Postwachstumsgesellschaft
132 S., Februar 2015
Heidelberg: Vereinigung für Ökologische Ökonomie ISBN 978-3-9811006-2-4,

Leiterin der Forschungseinheit Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und Lehre zu Ökologischer Ökonomik an der Universität Zürich und der ETH Zürich, schwerpunktmäßig inter- und z.T. transdisziplinäre Umweltforschung. Aktuelle Arbeitsschwerpunkte: Ökonomik der Flächennutzung und Siedlungsentwicklung, Naturschutz und Biodiversität, umweltökonomische Instrumente, Nutzung und Entwicklung peripherer Gebiete der Schweiz; zusammen mit Angelika Zahrnt Herausgeberin des Buches Postwachstumsgesellschaft - Konzepte für die Zukunft und Initiatorin des Blogs Postwachstumsgesellschaft

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