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Das EcoMobility World Festival – ein Festival zum Lernen vor Ort und in aller Welt

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In einem Viertel wie Haenggung-Dong stecken vielerlei Interessen – von Bewohner_innen, Unternehmer_innen, Kindern, Restaurantbetreiber_innen, Tourist_innen, Passant_innen, Investor_innen und der Stadt selbst. Es wird nur selten einen Wandel geben, mit dem alle auf Anhieb einverstanden sind. Die Stadt hat mit dem Ecomobility Festival den Versuch gewagt, etwas ganz Neues auszuprobieren und den Unmut vieler Menschen zu riskieren. Nach dem Ende der vierwöchigen Testphase konnten all die Autos, die auf einem Parkplatz außerhalb des Viertels geparkt waren, zurückkommen. Für viele war damit der Spuk vorbei.

Doch bot die Stadt auch die Möglichkeit, bei einem Runden Tisch das Erlebte zu reflektieren und Ideen für die Zukunft zu äußern. Einige Hundert Anwohner_innen sind dem Aufruf gefolgt und haben gemeinsam diskutiert, wie es weitergehen könnte. Vorschläge sind, die Geschwindigkeit auf 20 km/h zu begrenzen, strengere Parkkontrollen durchzuführen und Einbahnstraßen einzurichten. Zusätzlich können sich viele Bewohner_innen vorstellen, die Wochenenden künftig autofrei zu halten.

Neben dem, was das Festival vor Ort verändert hat, können auch wir hier vieles lernen.

Die Hwaseomun-Straße vor dem Festival. © Tobias Kuttler

Die Hwaseomun-Straße vor dem Festival. © Tobias Kuttler

  • Der Festivalrahmen bietet die Möglichkeit, ganz lokal an einem Ort eine neue Lebensweise zu testen, Denktüren aufzustoßen und eine Vision der Stadt der Zukunft direkt vor Augen zu führen. Wer gesehen und erlebt hat, wie eine autofreie Stadt aussehen könnte, wird sich das auch leichter auf Dauer vorstellen können. Wer gesehen hat, dass eine andere Stadt den Mut hatte, für einen Monat die Nutzung des öffentlichen Raumes zu ändern, wird ähnliches auch eher bei sich selbst versuchen.
  • Bilder von fröhlichen Menschen und buntem Treiben und Geschichten vom Leben ohne Autos gehen nun um die Welt. Sie geben Bürger_innen und Verantwortlichen die Chance zu sagen: „Das wollen wir auch“, oder „Das vermissen wir hier bei uns“. Selbstverständlich können Fotos und Filme nicht die ganzen Diskussionen rund um eine solche Veranstaltung zeigen, doch können sie die eigene Vorstellungskraft ergänzen und Perspektiven eröffnen.
  • Bevor Entscheidungen getroffen werden, kann es helfen, sie auszuprobieren. Ein solch vierwöchiges Festival erlaubt es, Alltagssituationen – wie den Weg zur Arbeit – zu verbinden mit Ausnahmesituationen – wie einem Stadtteil ohne Autos. Auf diese Weise kann getestet werden, wie es ist, das Alltägliche gegenüber dem Neuen zu öffnen – und die eigenen Prioritäten zu überdenken.
  • Nicht nur eigene, persönliche Erfahrungen sind eine wertvolle Quelle für Veränderung, sondern auch Erfahrungen, die eine Gruppe von Menschen gemeinsam macht. Gerade die Diskussionen und Konflikte, die solche kollektiven Erfahrungen begleiten, ermöglichen es, gemeinsam nach neuen Lösungen zu suchen. Außerdem ist es einfacher, in einer Gruppe Veränderungen zu leben, als alleine.
Die Hwaseomun-Straße nach dem Festival. Die Bewohner haben inzwischen vorgeschlagen, die Straße zu einer Zone 20 zu machen und am Wochenende komplett autofrei zu halten, um den Straßenraum wieder mehr mit Leben zu füllen. © Tobias Kuttler

Die Hwaseomun-Straße während des Festivals. Die Bewohner haben inzwischen vorgeschlagen, die Straße zu einer Zone 20 zu machen und am Wochenende komplett autofrei zu halten, um den Straßenraum wieder mehr mit Leben zu füllen. © Tobias Kuttler

Mut, Konflikte, Veränderung?

Die Erfahrungen aus Suwon machen auch deutlich, wie schwierig es ist, mutige Entscheidungen zu treffen und gleichzeitig die Bürger_innen zu beteiligen. Die Entscheidung für das Festival war eine Entscheidung des Bürgermeisters, nach und nach kamen der Stadtrat, die Bezirksverwaltung Haenggungs und der Bürgerverein hinzu. Ein Organisationskomitee half bei der partizipativen Planung und Umsetzung. Die Protagonist_innen und die Gestalter_innen der vier Wochen waren die Bewohner_innen. Diese Verknüpfung verschiedener Ebenen zeigt, wie wichtig Kommunikation ist und dass es noch viel Diskussions- und Erprobungsbedarf für gute Partizipation gibt.

Trotz aller Hürden rund um das Festival konnte es eines zeigen: Manchmal müssen wir Dinge ausprobieren, damit wir sie verstehen lernen, wie sie überhaupt möglich sind. In diesem Fall war es das Leben ohne Autos – was könnte es sonst noch sein?

Weitere Informationen und Fotos zum Festival gibt es unter: http://ecomobilityfestival.org/. Demnächst wird es zudem einen Dokumentarfilm geben, der über ICLEI bestellt werden kann: http://www.iclei.org/.

Einen Bericht über das EcoMobility Festival findet sich in meinem ersten Beitrag.

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