Aktuelle Berichte

Contemporary Carlowitz – Junge Impulse für die deutsche Nachhaltigkeitspolitik

Schreibe einen Kommentar

Die Konferenz „Contemporary Carlowitz – Junge Impulse für die deutsche Nachhaltigkeitspolitik“ war für 50 junge Menschen mit den verschiedensten Hintergründen Anlass zusammenzukommen und über Möglichkeiten zu diskutieren, wie die junge Generation entscheidende Impulse für eine nachhaltige Gesellschaft setzen kann. Dazu luden der Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung und die Bertelsmann Stiftung im Februar für drei Tage in die Kalkscheune nach Berlin ein. Die 18 bis 28 Jahre alten Teilnehmer hatten sich im Vorfeld schriftlich beworben.

Es bildeten sich Gruppen, die zu den verschiedensten Themen diskutierten, um Handlungsempfehlungen, Lösungsstrategien oder Statements zu formulieren. Auch die Frage nach dem (un)endlichen Wachstum haben wir uns gestellt. In unserem nachträglich und konsensorientierten Impulspapier für die Peer Group (ein internationales Expertengremium, dass ein Gutachten zur Bewertung der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie erstellt) sind wir zu  einigen ökonomischen und staatlichen Handlungsempfehlungen gekommen, deren Ergebnisse sich im folgenden Abschnitt wiederfinden. Eine persönliche Einschätzung werde ich im Anschluss vornehmen.

Eine Vision für das verantwortliche Wachstum und die zukünftige Entwicklung unserer Gesellschaft

Nachhaltiges Wirtschaften geschieht in Balance der ökonomischen, ökologischen und sozialen Dimension. In der deutschen Wirtschaft ist diese Balance zugunsten des ökonomischen Prinzips aus dem Gleichgewicht geraten. Das ist schädlich für Natur und Mensch und unverantwortlich gegenüber jetzigen und künftigen Generationen. Dabei sind wir uns der Tatsache bewusst, dass die Transformationen in Richtung einer nachhaltigen Gesellschaft zwar wirtschaftlich und politisch neue Denkweisen erfordern, aber möglich und notwendig sind. Die Politik muss für diese Veränderungen die Rahmenbedingungen schaffen:

Wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen

  1. Eine Preissystemreform, bzw. eine Steuerreform, die nachhaltiges Wirtschaften, nachhaltige Produkte und nachhaltige Lebensstile begünstigt.
  2. Eine Arbeitszeitumverteilung, die den Fokus von der ökonomischen Dimension unseres Lebens lenkt, um gesellschaftliche Aufgaben ergänzt und diesen dadurch zu mehr Anerkennung verhilf.

Staatliche Handlungsempfehlungen

  1. Staatliche Aufklärungskampagnen – „Deutschland – Land der nachhaltigen Ideen“.
  2. Werbefreie Zonen in Innenstädten, ein „Ruhebereich“ ohne Reizüberflutung mit Werbebotschaften.
  3. Der Staat soll seine Vorbildrolle erkennen und ausfüllen. Öffentliche Gelder werden bei nachhaltig wirtschaftenden Banken angelegt. Reisen der Staatsbediensteten werden auf nachhaltige Mobilitätsformen umgestellt. Womöglich werden Reisen auch durch nachhaltige Formen der Kommunikation wie bestimmte Konferenzmodelle ersetzt. Flüge werden vermieden oder zumindest kompensiert.
  4. Forschungsgelder werden bereitgestellt, um Postwachstumssysteme zu beleuchten und sie damit erreichbarer zu machen.
  5. Eine neue Messung des Wohlstands, die Gesundheit, Bildung, Wohlstandsverteilung, Lebensqualität und Glück miteinbezieht.

Wir wollen das Paradigma Wachstum nicht ersatzlos abschaffen, sondern ändern!

Wichtig ist: Wir wollen das Paradigma Wachstum nicht ersatzlos abschaffen, sondern ändern! Dabei kann sich meiner Meinung nach jedoch nicht darauf verlassen werden, dass irgendwelche Technologien irgendwann unseren Ressourcenverbrauch vom Wachstum entkoppeln können. Wer sich darauf blind verlässt, vernachlässigt seine Verpflichtung, zuerst selbst eine Lösung der Umwelt- und Ressourcenproblematik zu finden – welche immer dringender wird.

Persönlich würde ich sogar so weit gehen zu sagen, dass sich eine mögliche Lösung aus der folgenden Erkenntnis ergeben könnte: So lange die These, dass es nicht möglich ist Ressourcenverbrauch und Wachstum zu entkoppeln, nicht einwandfrei widerlegt wurde, ist es gegenüber nachfolgenden Generationen unverantwortlich, wie bisher weiterzumachen und sich darauf zu verlassen, dass die jeweils nächste Generation das Umweltproblem schon lösen wird.

Wir brauchen neue Ideen und Plattformen für eine Postwachstumsgesellschaft

Wir brauchen neue Ideen und Plattformen, um interdisziplinär und ohne Scheuklappen miteinander unsere „Postwachstumsgesellschaft“ gestalten zu können. Berufserfahrene Menschen sowie Einsteiger*innen müssen voneinander lernen. Wir sehen den Staat in der Verantwortung, permanente Plattformen für einen solchen Dialog zu schaffen.

Zu guter Letzt möchte ich betonen, dass ein großer Teil der Lösungen aus der Gesellschaft kommen muss, da diese die Konsequenzen am Ende auch trägt. Umso wichtiger ist es, dass alles dafür getan wird, dass eine Transformation der Gesellschaft auch von dieser aus geschieht und deshalb verhindert wird, dass dieses Thema eine „Elitendiskussion“ bleibt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.