Rezensionen

„Celebrate your initiative’s failures as much as its succeses“ – „The Transition Companion“ von Rob Hopkins

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Rob Hopkins ist der Autor des Transition Companion. Einem Buch, geschrieben, um die Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Transformationsbewegung, dem Transition Movement, welches Hopkins gegründet hatte, zu sammeln und den Leser_innen zu Verfügung zu stellen. Hopkins hatte fünf Jahre zuvor das Transition Handbook herausgegeben und kann nun auf die Entwicklungen, die auch dank seines Buches angestoßen wurden, zurückblicken: Zahlreiche lokale Initiativen wurden gegründet und die Bewegung wurde (vor allem in Großbritannien) auch in der breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Möglichkeiten für einen nachhaltigen Wandel

Hopkins entwirft in seinem Transition Companion kein Bild einer nachhaltigen Gesellschaft. Er verzichtet bewusst auf den großen Wurf, zeigt stattdessen kleinschrittig Möglichkeiten für nachhaltigen Wandel auf. Transition, nach seinem Entwurf, ist ein äußerst pragmatischer Ansatz, keinesfalls getrieben von einer großen Ideologie mit ausgereiften Antworten, sondern vielmehr eine Haltung, die individuelle – vor allem aber kollektive – kleinschrittige Antworten, bzw. weiteres Fragen propagiert. Die Verantwortung für den notwendigen Wandel wird bei den kleinen Einheiten unseres Zusammenlebens verortet: Familie, Nachbarschaft, Dorf bzw. Stadtteil.

Die Motivation des Transition Movements ist denkbar einfach: Peak oil steht kurz oder lang vor der Tür und auch die Auswirkungen des Klimawandels werden nicht lange auf sich warten lassen. Weil aber weder Politik noch Großkonzerne die richtigen Maßnahmen in ausreichender Geschwindigkeit ergreifen werden, liegt es am einfachen Bürger, am Konsumenten, am Nachbarn, die Dinge in die Hand zu nehmen. Ziel ist es, eine Gemeinschaft (meint hier: Zusammenschluss von Menschen, in Städten und Dörfern, auch Ländern) zu schaffen, die den Herausforderungen in diesen „uncertain Times“ entgegen stehen kann – eben resilient ist.

Hopkins baut nicht nur auf umfangreichen Erfahrungen aus zahlreichen Transition Movements auf, sondern bedient sich zudem eines sehr pragmatischen Ansatzes in Mustern („Patterns“). Jeder von uns kann mit einem der zahlreichen Werkzeugen („Tools“)  beginnen, den Wandel anzustoßen. Dies kann überall geschehen, wichtig ist nur, dass es gemeinsam mit Nachbarn, Freunden oder Helfer_innen initiiert wird. Diese „Tools“ reichen vom Aufbau eines Gemeinschaftsgartens über Treffen und Diskussionsrunden zur Entwicklung der Gemeinschaft, bis hin zur politischen Arbeit auf verschiedenen Entscheidungsebenen. Sie sind einfach formuliert und liefern vielerlei Erfahrungswerte und Tipps. Die Bandbreite reicht von Vereinsgründungen, über den Umgang mit Misserfolgen („celebrate your initiatives failures“), bis zu Ratschlägen zur Kommunikationskultur. Somit richtet sich das Buch explizit an jeden und jede einzelne_n von uns, der bzw. die vom Denken ins Handeln kommen will, vom Verständnis der Problematik zur Auflösung gelangen möchte.

Hopkins geht es um eine lokale Revolution (mit globaler Reichweite), die tief in das Graswurzel-Konzept eingebettet ist. Gemeint ist hierbei nicht eine simple Zurückführung der politischen Entscheidungsgewalt auf lokale Ebene, sondern ein umfangreicher Re-Lokalisierungs-Prozess. Das Subsidiaritätsprinzip wird hier entsprechend auch in der ökonomischen Dimension (Versorgung!)  angewandt: Die lokale (lokalste) Wirtschaft ist die wesentliche wirtschaftliche Einheit der Veränderung. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht Hopkins keinesfalls um die Ökonomisierung unseres Zusammenlebens, sondern um ein verantwortungsbewusstes Miteinander, in der der Ökonomie ein fester Platz zugewiesen wird.

Weitere lohnenswerte Diskussionspunkte

Zwei Dinge möchte ich erwähnen, die mir zu kurz kommen, die zu diskutieren lohnen könnte: Hopkins schreibt in seinem Werk vor allem auf qualitativer Ebene, „Impact Measurement“, oder eine Quantifizierung des Erfolgs des Transition Movements bleibt aus. Mag sein Ansatz noch so lobenswert sein, wie lässt sich, außer durch den schwer zu fassenden Wert der Resilienz und der Zufriedenheit der Teilnehmer_innen der Transition Movements, ein Erfolg nachweisen?

Der zweite Punkt: Durch Hopkins Pragmatismus ist seine Vorstellung einer nachhaltigen Zukunft in resilienten Gemeinschaften, seine Vision, nur schwer greifbar – sie ist aber latent in seinen Prämissen und Vorschlägen vorhanden. Eine Kritik und ein Diskurs über seine Vision wird so jedoch erschwert. Insofern erschwert das Werk, wenn auch in seiner Haltung basisdemokratisch, an diesem zentralen Punkt die für eine demokratische Umsetzung notwendige Debatte.

Wird der Transition Companion jedoch im Kontext der Debatte um die Postwachstums-ökonomie betrachtet, so erfüllt er die ihm von seinem Autor zugewiesene Aufgabe, praktische Anleitung zum Wandel zu sein, allerdings sehr gut.

 

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Seminars „Postwachstumsökonomie“ an der Universität Witten/Herdecke in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.

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