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Am Ende des Ölzeitalters

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Öl hat die moderne Zivilisation geprägt. Mit dem Aufstieg des motorisierten Verkehrs stieg Öl zur Weltmacht auf. Erdöl ist ein Schlüsselfaktor für wirtschaftlichen Erfolg, Mobilität und steigenden Wohlstand. Es ist das meistgehandelte Gut auf den Märkten, das dort rund 10 Prozent des weltweiten Gütervolumens ausmacht. Öl ist das Lebenselixier der globalen Wirtschaft. Änderungen auf den Ölmärkten haben direkte Folgen für Wachstum, Inflation und Handelsbilanz. Öl deckt heute 33 Prozent des Weltenergiebedarfs ab, im motorisierten Güter-, Schiffs-, Flug- und Personenverkehr ist es aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften wie hohe Energiedichte und leichte Lager- und Transportfähigkeit, aber auch wegen seiner Preisgünstigkeit nur schwer zu ersetzen.

Heute gehen 60 Prozent der Ölförderung in den Verkehrssektor, dessen Basis zu mehr als 90 Prozent Öl ist. Im Transportsektor verfügt Öl praktisch über eine Alleinstellung. Zudem stehen große Schwellenländer wie China und Indien erst am Beginn der Massenmotorisierung, von der zu erwarten ist, dass sie – wie in den westlichen Industriestaaten in den 1950er- bis 70er-Jahren – die Ölnachfrage stark erhöhen wird. Von daher darf auch der Hinweis, dass das Wachstum in Förderung und Nachfrage von Öl in den vergangenen Jahrzehnten geringer ausfiel als bei anderen Energieträgern, nicht als Entwarnung verstanden werden[1].

Der Globale Energiehunger wächst weiter

Der globale Energiehunger wächst weiter. In den Schwellenländern wie China und Indien steigt die Nachfrage, allein in den letzten zehn Jahren verdoppelte sie sich in China. Dort, wo bereits der höchste Energieverbrauch der Erde zu verzeichnen ist, wird sie sich nach den Prognosen bis 2017 gegenüber 2010 noch einmal verdoppeln und bis 2025 verdreifachen. Aber viele Felder sind leer gepumpt oder stehen vor dem Ende.

Das Ölzeitalter stößt an technische und ökologische Grenzen. Aber mit aller Macht wird versucht, das Ölzeitalter fortzusetzen, selbst in entlegensten und schwer zugänglichen Regionen suchen Pioniertrupps nach neuen Feldern. Seit 1998 steigen die Ölpreise an, aber trotz des anhaltenden Nachfragedrucks ist es seit Mitte des letzten Jahrzehnts nicht zu einer Ausweitung der Ölproduktion gekommen. Peak-Oil ist real.

Diese These will ich in den nachfolgenden zwei Beiträgen empirisch belegen. Der erste Beitrag wird sich mit den Schätzungen der Zukunft des konventionellen Öls, auch genannt Easy Oil, beschäftigen. Ich werde aufzeigen, dass beim konventionellen Öl, welches die Entwicklung der letzten 50 Jahre geprägt hat, der Höhepunkt der Förderung, bereits erreicht ist. Der zweite Text wird sich den unkonventionellen Ölarten und dem Flüssiggas widmen, welche mancherorts als Alternativen bejubelt werden. Ich werde dafür argumentieren, dass ihre Förderung mit hohen ökologischen Schäden verbunden ist und dass sie – wenn überhaupt – nur für eine befristete Übergangszeit zur Verfügung stehen.

Literatur

Internationalen Energieagentur (IEA), World Energy Outlook. Paris; (Im letzten Bericht (2012) wurde sogar die Prognose über die verbleibenden Ölreserven nach unten korridgiert. Peak Oil wurde danach 2008 erreicht)

die jodi-Zahlen der UN. New York (Peak Oil hier sogar 2006);

die Prognosezahlen der US Energieagentur. Washington (Peak Oil hier 2008).


[1] Globaler Produktionszuwachs 1990 – 2010 pro Jahr: Erdöl 1,06 % p. a.; Erdgas 2,41 %; Steinkohle 2,52 %. BP-Statistics. London 2011

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